Brief des Vorstandsvorsitzenden

 
 
 
Ulrich Wallin
Ulrich Wallin
Vorsitzender des Vorstands

Verehrte Aktionäre, sehr geehrte Damen und Herren,

das Geschäftsjahr 2015 ist für Ihre Gesellschaft ein außerordentlich erfolgreiches Jahr gewesen. Dies drückt sich unter anderem darin aus, dass wir zum vierten Mal in Folge ein Rekordergebnis ausweisen können. Noch wichtiger ist aber, dass wir 2015 unsere Ausgangsposition zur Erreichung unserer finanziellen Ziele in den kommenden Jahren deutlich verbessern konnten. So konnten wir trotz des schwierigen Marktumfeldes in der Schaden-Rückversicherung das Konfidenzniveau unserer Schadenreserven nochmals deutlich erhöhen. Dies sollte uns helfen, auch in den kommenden schwierigen Jahren weiterhin gute versicherungstechnische Ergebnisse ausweisen zu können. In der Personen-Rückversicherung haben wir einen nochmals erhöhten Neugeschäftswert erzielen können und zudem die Ertragskraft des Bestandsgeschäftes durch gezielte Maßnahmen verbessert. Wir haben damit eine gute Grundlage geschaffen, die unterliegende Profitabilität unseres Personen-Rückversicherungsgeschäftes weiter zu steigern. Wir haben bei unseren Kapitalanlagen zielgerichtete Strukturmaßnahmen umgesetzt, die es uns erlauben sollten, den Kapitalanlageertrag in absoluten Zahlen weitgehend stabil zu halten. Dies wird unterstützt durch den weiteren erheblichen Zuwachs der selbstverwalteten Kapitalanlagen, der von einem deutlich gestiegenen operativen Cashflow im Vergleich zum Vorjahr begünstigt wurde.

Verehrte Aktionäre, Sie dürfen mithin davon ausgehen, dass Ihre Gesellschaft sehr gute Voraussetzungen geschaffen hat, auch in den folgenden Jahren, die durch herausfordernde Rahmenbedingungen gekennzeichnet sein werden, erfolgreich zu sein. Basis ist hierfür die erfolgreiche Umsetzung unseres Strategieansatzes des „nachhaltigen Erfolgs in einem wettbewerbsintensiven Geschäft“.

Bei einem Blick auf die erfreulichen Zahlen im Einzelnen möchte ich die Steigerung des Nettokonzernergebnisses um rund 17 Prozent auf nunmehr 1,15 Milliarden Euro hervorheben. Damit konnten wir erstmals einen Nettokonzerngewinn von mehr als eine Milliarde Euro ausweisen. Erfreulich ist auch, dass es uns gelungen ist, trotz des wettbewerbsintensiven Marktes unser Prämienvolumen auf nunmehr 17 Milliarden Euro auszudehnen. Dies entspricht einem währungskursbereinigten Wachstum von rund 9 Prozent. Auch das Eigenkapital Ihrer Gesellschaft ist um fast 7 Prozent auf 8 Milliarden Euro angestiegen. Das durchschnittliche Eigenkapital, das Basis für die Berechnung der Eigenkapitalrendite ist, ist sogar um über 16 Prozent angestiegen. Dennoch blieb die Eigenkapitalrendite mit einem sehr erfreulichen Wert von 14,7 Prozent stabil. Dies zeigt, dass es uns gelungen ist, die Profitabilität Ihrer Gesellschaft ebenso stark zu steigern, wie das Eigenkapital gewachsen ist.

Sowohl auf der Basis der Kapitalisierung nach dem neu eingeführten Solvenzsystem Solvency II als auch in der Bewertung der Ratingagenturen ist die Hannover Rück komfortabel kapitalisiert. Wir hatten daher bereits im zurückliegenden Jahr aus Kapitalmanagementgesichtspunkten eine Sonderdividende an Sie, verehrte Aktionäre, gezahlt. Aufgrund der erfreulichen Geschäftsentwicklung werden Vorstand und Aufsichtsrat der Hauptversammlung im Mai 2016 sowohl im Hinblick auf die Basisdividende als auch die zusätzliche Sonderdividende eine weitere Erhöhung vorschlagen. Entsprechend soll die Dividende auf 4,75 Euro je Aktie erhöht werden, die sich in 3,25 Euro je Aktie Dividende und 1,50 Euro je Aktie Sonderdividende aufteilt. Die Erhöhung der Basisdividende trägt der gestiegenen Ertragskraft Ihrer Gesellschaft Rechnung.

Erwähnen möchte ich an dieser Stelle auch den besonders erfreulichen Umstand, dass wir im Rahmen der neuen Solvenzvorschriften Solvency II bereits im dritten Quartal des Berichtsjahres für die Hannover Rück-Gruppe für die Berechnung der quantitativen Solvenz die Genehmigung zur Nutzung unseres internen Kapitalmodells von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen erhalten haben. Im vierten Quartal ist Gleiches dann auch für die Einzelgesellschaften Hannover Rück SE, E+S Rück und die Hannover Re Irland erfolgt. Anders als mit dem Standardmodell können wir durch das interne Modell die Risikostruktur unseres Geschäftes besser abbilden und so die Kapitalanforderungen nach Solvency II effizient umsetzen.

Im Folgenden möchte ich nun näher auf die Entwicklungen unserer Geschäftsfelder – der Schaden- und Personen-Rückversicherung – sowie der Kapitalanlagen eingehen.

Das Marktumfeld in der Schaden-Rückversicherung war im Berichtsjahr weiterhin durch einen intensiven Wettbewerb und damit einhergehende Ratenreduzierungen gekennzeichnet. Wesentlicher Grund hierfür ist die Tatsache, dass die Naturkatastrophenschäden in den letzten vier Jahren unterhalb der Schadenserwartungswerte geblieben sind, sodass die Ergebnisse der Rückversicherer insgesamt gut ausgefallen sind. Dies hat zu einem vermehrten Zustrom von Kapazität in die Märkte sowohl durch die traditionellen Rückversicherer als auch durch sogenanntes alternatives Kapital von Pensionsfonds und Hedgefonds und sonstigen Investoren geführt. Dadurch wuchs das Angebot an Rückversicherungskapazität deutlich schneller als die Nachfrage.

Aufgrund unserer sehr guten Marktposition konnte die Hannover Rück dennoch eine Geschäftsentwicklung im Berichtsjahr erreichen, mit der wir höchst zufrieden sein können. Hierzu haben insbesondere unsere langjährigen, stabilen Kundenbeziehungen und unsere guten Ratings beigetragen, die es uns erlaubt haben, das Geschäft selektiv nur zu solchen Konditionen zu zeichnen, die unseren Margenanforderungen entsprechen. Dennoch konnten wir das Prämienvolumen währungskursbereinigt um 8 Prozent auf nunmehr über 9 Milliarden Euro deutlich steigern. Es ist besonders erfreulich, dass der Anstieg der Prämieneinnahmen mit einer noch deutlicheren Steigerung des versicherungstechnischen Ergebnisses auf nunmehr 432 Millionen Euro einherging. Die kombinierte Schaden- / Kostenquote verbesserte sich von 94,7 Prozent auf 94,4 Prozent. Die Qualität des versicherungstechnischen Ergebnisses zeigt sich auch darin, dass das Wachstum nicht auf Kosten des Konfidenzniveaus unserer Schadensreserven erfolgt ist. Ganz im Gegenteil: das Konfidenzniveau hat sich sogar weiter verbessert.

Die Großschadenbelastung fiel mit 573 Millionen Euro höher aus als im Jahr 2014, als sie 426 Millionen Euro betrug. Dennoch lag die Großschadensbelastung noch deutlich unter unserem Erwartungswert von 690 Millionen Euro. Größter Einzelschaden war das verheerende Explosionsunglück im Hafen der chinesischen Stadt Tianjin mit 111 Millionen Euro. Das operative Ergebnis der Schaden-Rückversicherung stieg um fast 13 Prozent auf den ausgesprochen erfreulichen Wert von 1,3 Milliarden Euro.

Das operative Ergebnis der Personen-Rückversicherung konnten wir um rund 54 Prozent auf nunmehr 405 Millionen Euro steigern. Zu dieser erfreulichen Entwicklung hat insbesondere unser Financial Solutions-Geschäft in erheblichem Maße beigetragen. Hier kamen zu einem sehr guten unterliegenden Ergebnis positive Einmaleffekte hinzu. Andererseits hatten wir insbesondere im Mortalitäts- und Morbiditätsgeschäft auch negative Einmaleffekte wie etwa in unserer Niederlassung in Frankreich zu verkraften. In Bezug auf das versicherungstechnische Ergebnis glichen sich diese Effekte jeweils in Höhe eines mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Betrags im Wesentlichen aus, sodass das ausgewiesene versicherungstechnische Ergebnis die unterliegende Ergebniskraft des Berichtsjahres gut widerspiegelt. Der Sondereffekt im Kapitalanlageergebnis aufgrund einer Vorfälligkeitsentschädigung eines frühzeitig gekündigten Vertrages in Höhe von ca. 40 Millionen Euro dürfte sich demgegenüber in den kommenden Jahren nicht ohne Weiteres wiederholen.

Das US-amerikanische Mortalitätsgeschäft, und hier insbesondere ein Geschäftsblock, den wir im Jahr 2009 erworben hatten, wies abermals unzureichende Ergebnisse aus. Allerdings konnten wir hier erfreulicherweise Maßnahmen durchführen, die zu einer Verbesserung der Profitabilität führen sollten. Zum einen konnten wir die jährlichen Besicherungskosten deutlich reduzieren und zum anderen bei einigen sehr schlecht verlaufenden Verträgen die Rückversicherungsraten erhöhen. Dadurch sollten sich die Gewinnaussichten dieses Segmentes um einen mittleren zweistelligen Millionen-Euro- Betrag verbessern.

Unseren Wachstumskurs in der Personen-Rückversicherung haben wir im Berichtsjahr fortsetzen können. Die Bruttoprämie stieg währungskursbereinigt um rund 10 Prozent auf nunmehr 7,7 Milliarden Euro. Wie bereits ausgeführt, ging dieses Wachstum mit einem noch stärkeren Wachstum der Ergebniskennzahlen einher.

Auch mit der Entwicklung unseres Kapitalanlageergebnisses sind wir angesichts der nicht einfachen Rahmenbedingungen sehr zufrieden. Der Bestand der selbstverwalteten Kapitalanlagen erhöhte sich nicht zuletzt aufgrund des weiterhin positiven Cashflows auf nunmehr über 39 Milliarden Euro. Dies ist umso bemerkenswerter, weil angesichts der gestiegenen Risikoaufschläge auf Unternehmensanleihen die Bewertungsreserven wieder gefallen sind und wir mit 513 Millionen Euro eine deutlich erhöhte Dividende zahlten. Trotz des gesunkenen Zinsniveaus konnten wir das Kapitalanlageergebnis aus selbstverwalteten Kapitalanlagen um beachtliche 16 Prozent auf nunmehr 1,3 Milliarden Euro steigern. Ausschlaggebend hierfür sind sowohl unsere verstärkten Engagements in Immobilien als auch die Erträge aus Private Equity-Investments. Die Nettoverzinsung aus selbstverwalteten Kapitalanlagen betrug 3,4 Prozent und liegt damit deutlich über unserem Planwert. Inklusive der Depotzinsen stieg das Kapitalanlageergebnis auf den sehr erfreulichen Wert von 1,7 Milliarden Euro; dies entspricht einem Anstieg um 13 Prozent.

Verehrte Aktionäre, ich hatte ja bereits eingangs erwähnt, dass Ihre Gesellschaft in einer sehr guten finanziellen Verfassung in das laufende Jahr gestartet ist. Aufgrund des intensiven Wettbewerbs sowohl in der Schaden- als auch in der Personen-Rückversicherung steht für das Jahr 2016 das Erreichen eines Ergebnisses, das unseren finanziellen Zielen entspricht, im Vordergrund. Demgegenüber tritt die Entwicklung des Prämienvolumens in den Hintergrund. Angesichts dessen gehen wir davon aus, dass sich das Prämienvolumen stabil bis leicht reduziert darstellen sollte. Andererseits erwarten wir trotz des intensiven Wettbewerbs in der Schaden-Rückversicherung eine kombinierte Schaden- / Kostenquote, die erneut geringer ausfallen sollte als unser strategisches Ziel von 96 Prozent. Dies steht unter der Voraussetzung, dass die Großschäden unser auf 825 Millionen Euro erhöhtes Budget nicht wesentlich überschreiten. In der Personen-Rückversicherung erwarten wir, dass der unterliegende Trend steigender Ergebnisse sich auch im laufenden Jahr fortsetzen wird. Was die Ergebniserwartung insgesamt betrifft, so muss jedoch berücksichtigt werden, dass wir selbstverständlich nicht wieder mit einem positiven Einmaleffekt rechnen. Bei den Kapitalanlagen erwarten wir ein weiteres Wachstum der Bestände. Dadurch sollten wir das absolute Kapitalanlageergebnis weitgehend stabil gestalten können, trotz eines Absinkens der erwarteten Rendite auf 2,9 Prozent.

Insgesamt gehen wir für das Jahr 2016 wiederum von sehr guten Geschäftsergebnissen für Ihr Unternehmen aus. Unter der Prämisse, dass die Großschäden im Rahmen des Erwartungswertes bleiben und es zu keinen außergewöhnlichen negativen Entwicklungen der Kapitalanlagen kommt, rechnen wir mit einem Nettokonzernergebnis in der Größenordnung von 950 Millionen Euro.

Verehrte Aktionäre, an dieser Stelle möchte ich Ihnen – auch im Namen meiner Vorstandskollegen – ganz herzlich für Ihr Vertrauen danken. Auch unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern danke ich für ihre sehr gute, verlässliche Arbeit. Sie können versichert sein, dass wir auch zukünftig alles tun werden, damit sich die Hannover Rück erfolgreich entwickelt. Es ist und bleibt unser Ziel, den Wert Ihrer Gesellschaft nachhaltig zu steigern.

Mit freundlichen Grüßen

Unterschrift

Ulrich Wallin
Vorsitzender des Vorstands