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Brief des Vorstandsvorsitzenden

Verehrte Aktionäre,
sehr geehrte Damen und Herren,

Vorsitzender des Vorstands (Foto) Ulrich Wallin
Vorsitzender des Vorstands

für Ihre Hannover Rück ist das Jahr 2010 ein ereignisreiches, aber insgesamt erfolgreiches Jahr gewesen. So konnten wir im vierten Quartal eine Einigung über den Verkauf der operativen Einheiten unserer Tochtergesellschaft Clarendon Insurance Group erzielen. Dies hat das Ergebnis im Berichtsjahr zwar belastet, wird aber bereits vom kommenden Jahr an zu einer erheblichen Ersparnis von Verwaltungskosten führen und uns von den Betriebsrisiken einer US-amerikanischen Erstversicherungsgesellschaft entlasten. Hinzu kommt, dass wir den erwarteten Liquiditätszufluss sowie den Wegfall der Risikokapitalbindung durch die Clarendon dazu nutzen können, unser Kern geschäft, die Rückversicherung, weiter zu stärken.

Auch konnten wir im Berichtsjahr die Kapitalkraft Ihrer Gesellschaft durch die Platzierung einer nachrangigen Anleihe in Höhe von 500 Millionen Euro weiter stärken, da diese Anleihe als sogenanntes Hybridkapital qualifiziert.

Unser operatives Geschäft war geprägt von einem hohen Großschadenanfall, der deutlich oberhalb des zu Beginn des Jahres berechneten Erwartungswerts lag. Diese Belastung konnte jedoch dank eines erfreulich niedrigen Anfalls von Frequenzschäden, eines sehr guten Kapitalanlageergebnisses und der Auflösung von Rückstellungen aufgrund eines für uns günstigen Urteils des Bundesfinanzhofs mehr als ausgeglichen werden.

Ihre Gesellschaft konnte daher das Rekordergebnis aus dem Jahr 2009 nochmals steigern. Das Nettoergebnis hat mit einem Wert von 749 Millionen Euro unsere Erwartungen sogar noch übertroffen.

Aufgrund des guten Ergebnisses sowie kapitalwirksamer, gestiegener Bewertungen unserer Aktiva ist unser Eigenkapital im Berichtsjahr um mehr als 20 Prozent gestiegen. Der Buchwert je Aktie beträgt zum 31. Dezember 2010 37,39 Euro (30,80 Euro). Die damit verbesserte Finanzkraft der Hannover Rück ist auch Grundlage für das Wachstum der Gesellschaft und den daraus resultierenden höheren Risikokapitalbedarf.

Der Erfolg Ihrer Gesellschaft hat sich erfreulicherweise auch in einer positiven Aktienkursentwicklung widergespiegelt. Der Wert der Hannover Rück-Aktie erhöhte sich im Berichtsjahr um rund 23 Prozent.

Ein zentrales Ziel war und ist es für uns, die Ergebnisvolatilität zu reduzieren und so auch die Sicherheit für Dividendenzahlungen zu erhöhen. Um dies zu erreichen, haben wir unseren Risikoappetit bei Sach-Katastrophenrisiken trotz eines höheren Eigenkapitals konstant gehalten und zugleich den Anteil des vergleichsweise weniger volatilen Personen-Rückversicherungsgeschäfts am Gesamtgeschäft erneut ausgebaut.

Auch wenn der Wettbewerbsdruck zunahm, hat sich unser operatives Geschäft insgesamt sehr zufriedenstellend entwickelt. Abgesehen von einigen Bereichen in der Personen-Rückversicherung, insbesondere in Asien mit stark gestiegenem Bedarf, ist die Nachfrage nach Rückversicherung im Berichtsjahr weitgehend stabil geblieben. Andererseits hat die gestiegene Kapitalkraft der Rückversicherer zu einem deutlich erhöhten Angebot an Rückversicherungskapazität geführt. Aufgrund des im Allgemeinen recht disziplinierten Zeichnungsverhaltens der Rückversicherer konnten die Preise und Konditionen dennoch weitgehend auf einem Niveau gehalten werden, das als risikoadäquat angesehen werden kann. Dank unserer soliden Finanzkraft und unserer Marktposition konnten wir uns im Wettbewerb gut behaupten und unser Prämienvolumen sowohl in der Schaden- als auch in der Personen-Rückversicherung noch einmal erhöhen.

In unserem Geschäftsfeld Schaden-Rückversicherung konnten wir insgesamt gesehen ein sehr erfreuliches Ergebnis erzielen, das durch eine Reihe von Sondereinflüssen in verschiedene Richtungen geprägt war. Zuvorderst ist die erhebliche Großschadenbelastung zu nennen: Obwohl wir es wiederum mit einer Hurrikansaison zu tun hatten, bei der das Festland der USA von Verwüstungen verschont blieb, sah sich die (Rück-)Versicherungswirtschaft weltweit mit ganz erheblichen Belastungen speziell aus Naturkatastrophen konfrontiert. Allein drei schwere Erdbeben waren im Berichtsjahr zu verzeichnen: in Haiti, Chile und Neuseeland. Hinzu kamen der Wintersturm „Xynthia“ in Europa, zahlreiche Überschwemmungen in den verschiedensten Regionen der Welt und der Untergang der Ölplattform „Deepwater Horizon“, der zu einer Umweltkatastrophe bisher unbekannten Ausmaßes im Golf von Mexiko führte und einen erheblichen Versicherungsschaden verursachte. Insgesamt lag die Großschadenbelastung der Hannover Rück mit 662 Millionen Euro deutlich über dem Erwartungswert von 500 Millionen Euro.

Darüber hinaus wurde das Ergebnis der Schaden-Rückversicherung durch die bereits erwähnten Belastungen im Zusammenhang mit dem Verkauf der Clarendon beeinflusst. Auf der anderen Seite ergab sich ein positiver Sondereffekt aus der Entscheidung des Bundesfinanzhofs hinsichtlich der Hinzurechnungsbesteuerung von Kapitalanlageerträgen unserer irischen Tochtergesellschaften. Vor diesem Hintergrund wurden sämtliche steuerlichen Risiken neu bewertet. Dies führte zu einem Anstieg des Konzernergebnisses von insgesamt 112 Millionen Euro.

Dass die kombinierte Schaden- und Kostenquote mit einem Wert von 98,2 Prozent trotz der genannten Großschadenbelastung recht gut ausfiel, ist der günstigen Entwicklung bei den Frequenzschäden sowie den positiven Abwicklungsergebnissen von Vorjahresreserven zu verdanken. Das EBIT betrug 880 Millionen Euro; das entspricht einer sehr erfreulichen EBIT-Rendite von 16,3 Prozent. Das Nachsteuerergebnis war mit 581 Millionen Euro ebenfalls sehr zufriedenstellend.

Bedeutsam für Ihre Gesellschaft war außerdem, dass uns zu Beginn des Berichtsjahres die Regulierungsbehörde in Florida als ersten ausländischen Rückversicherer als „Eligible Reinsurer“ zugelassen hat und dass Anfang 2011 der Bundesstaat New York nachfolgte. Dank dieses Status können wir unser Schaden-Rückversicherungsgeschäft in diesen Staaten der USA nunmehr unter deutlich besseren Konditionen zeichnen. Versicherungstechnische Reserven, die an ausländische Rückversicherer zediert werden, konnten bisher von den Zedenten nur dann bilanzentlastend berücksichtigt werden, wenn diese zu 100 Prozent besichert wurden. Für die Hannover Rück hat sich dieses Erfordernis in den beiden Bundesstaaten auf nunmehr 20 Prozent reduziert.

Außerordentlich gut hat sich auch unser Geschäftsfeld Personen-Rückversicherung entwickelt. Es zeichnet sich durch stabile Ergebnisse aus, die nur einer recht geringen Volatilität unterliegen. Daher ist es nach wie vor unser Ziel, in der Personen-Rückversicherung zu wachsen. Mit einem Brutto- und Nettoprämienwachstum im zweistelligen Prozentbereich haben wir hier im Berichtsjahr unsere Ziele abermals erreicht. Das Wachstum wurde insbesondere befördert durch eine sehr positive Entwicklung unseres Geschäfts in Großbritannien, und zwar insbesondere im Bereich der Langlebigkeitsrisiken. Zum einen ist das substanzielle Wachstum des Rückversicherungsgeschäfts von Portefeuilles sofort beginnender Vorzugsrenten gegen Einmalzahlung zu nennen. Dieses Geschäft, das wir in Großbritannien entscheidend mitentwickelt haben, nimmt einen immer größeren Marktanteil im britischen Rentengeschäft ein, von dem wir als führender Rückversicherer überproportional profitieren. Darüber hinaus haben wir das Geschäft der Übernahme von Langlebigkeitsrisiken aus Pensionsfonds erheblich ausgebaut. Besonders bemerkenswert war, dass wir bei der bisher volumenstärksten Transaktion dieser Art als größter beteiligter Rückversicherer auftreten konnten. Die Renditen unseres Langlebigkeits­geschäftes sind insgesamt sehr zufriedenstellend. Entsprechend den derzeitigen IFRS-Rechnungslegungsvorschriften werden hiervon jedoch erst die zukünftigen Geschäftsjahre maßgeblich profitieren können, sodass auch die Erträge erst verzögert vereinnahmt werden, denn das Langlebigkeitsrisiko baut sich erst im Laufe der Zeit auf. Die hohe Attraktivität dieses Geschäfts zeigt sich jedoch bereits heute im substanziellen Neugeschäftswert, der diskontiert alle zukünftigen erwarteten Cashflows berücksichtigt.

Besonders stark gewachsen sind wir wieder in China, wo wir auf der Grundlage unserer Lizenz als zugelassener Rückversicherer ein Wachstum von mehr als 50 Prozent erzielen konnten. Bemerkenswert ist dabei vor allem, dass es uns als Erstem gelungen ist, in China liquiditätswirksame Finanzierungs­rück­versicherungs­verträge abzuschließen. Dies geschah in Abstimmung mit der lokalen Aufsichtsbehörde.

Seit der Akquisition des ING-Lebensrückversicherungsportefeuilles im Jahre 2009 sind wir im US-amerikanischen Mortalitätsmarkt auch in Bezug auf Neugeschäft verstärkt aktiv. Wir haben seitdem dieses Geschäft erfolgreich ausgeweitet, sodass wir derzeit auf einen Marktanteil von 5 Prozent kommen. Für 2011 peilen wir einen Wert von 7 Prozent an. Der bisherige erfolgreiche Ausbau unserer Kundenbasis bringt uns unserem Ziel näher, mittelfristig einen Anteil von 10 bis 15 Prozent zu erlangen.

Mit den Geschäftsergebnissen der Personen-Rückversicherung sind wir im Berichtsjahr ebenfalls sehr zufrieden. Bereinigt man die Ergebnisse des Vorjahres um die bekannten Einmaleffekte, so ist uns eine substanzielle Steigerung gelungen. Hierzu hat insbesondere das Kapitalanlageergebnis geführt, das besser als erwartet ausfiel, bei etwas unterhalb der Erwartungen liegenden biometrischen Ergebnissen aus Mortalität und Morbidität. Mit einem EBIT von 284 Millionen Euro konnten wir eine EBIT-Rendite von 6,1 Prozent erzielen; dies liegt im Bereich unseres Renditeziels. Das Nachsteuerergebnis fiel mit rund 220 Millionen Euro sehr zufriedenstellend aus.

Unser Kapitalanlageergebnis ist nach wie vor durch das niedrige Zinsniveau geprägt. Zwar dämpfte dies die Zinserträge, aber wir konnten auch Kursgewinne aus dem Verkauf von Staatsanleihen erzielen. Im Rahmen der Neuanlage investierten wir in der zweiten Hälfte des Berichtsjahres im Einklang mit unserer strategischen Asset-Allokation verstärkt in Unternehmensanleihen. Insgesamt haben wir die Quote dieser Anlageklasse erhöht, wobei wir sorgfältig auf die Bonität der Schuldner und eine breite Risikostreuung geachtet haben. Darüber hinaus haben wir im dritten Quartal 2010 begonnen, mit einem limitierten Budget wieder in börsennotierte Aktien zu investieren. Zum Ende des Berichtsjahres waren 2,1 Prozent unserer Kapitalanlagen in dieser Anlageklasse investiert. Für das laufende Jahr planen wir, diesen Anteil noch moderat zu erhöhen. Nicht zuletzt aufgrund des nach wie vor sehr positiven operativen Cashflows haben sich unsere selbstverwalteten Kapitalanlagen um nahezu 3 Milliarden Euro auf über 25 Milliarden Euro erhöht. Dies hat zu einer erfreulichen Steigerung der laufenden Kapitalanlageerträge um 8,6 Prozent geführt. Insgesamt konnten wir so ein Kapitalanlageergebnis aus selbstverwalteten Kapitalanlagen von 943 Millionen Euro erzielen, mit dem wir sehr zufrieden sind. Inklusive der Depotzinserträge und -aufwendungen stieg das Kapitalanlageergebnis um 12 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro.

In der Schaden-Rückversicherung zeigen die Bemühungen der vergangenen zwei Jahre, uns neue Geschäftschancen zu erschließen, erste Erfolge. So haben wir beispielsweise zusammen mit einem Partner in den USA ein neues Versicherungsprodukt auf den Markt gebracht, das angestrebte Energieeinsparungen aus Sanierungsmaßnahmen absichert. Hierdurch können wir mithelfen, den Energieverbrauch und damit den Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren. Erfreulicherweise konnten wir hier bereits Geschäft zeichnen.

Auch wenn sich im laufenden Geschäftsjahr die Entwicklung hin zu weicheren Märkten in der Schaden-Rückversicherung fortsetzen dürfte, gehen wir von einem sehr guten Ergebnis für 2011 aus.

In der Personen-Rückversicherung können wir davon ausgehen, dass unser Geschäft, das wir in den vergangenen Jahren gezeichnet haben, im Jahr 2011 steigende Erträge generieren wird. Hinzu kommt, dass wir nach wie vor gute bis sehr gute Geschäftschancen für den Abschluss von Neugeschäft sehen, sodass wir auch für die mittelfristige Entwicklung der Ergebnisse in der Personen-Rückversicherung optimistisch sein dürfen.

Wir gehen davon aus, dass wir im Jahr 2011 sowohl in der Schaden- als auch in der Personen-Rückversicherung weiterhin substanziell wachsen werden. Insgesamt sollte sich das Wachstum bei stabilen Wechselkursen in einer Größenordnung von 5 Prozent bewegen. Angesichts der nach wie vor guten Qualität unseres Geschäfts rechnen wir für das laufende Jahr mit einem Nettoergebnis von ungefähr 650 Millionen Euro – wie immer unter der Voraussetzung, dass die Großschäden im Bereich der Erwartungen bleiben und dass es keine neuen Verwerfungen an den Finanzmärkten gibt.

Verehrte Aktionäre, ich danke Ihnen – auch im Namen meiner Vorstandskollegen – sehr herzlich für Ihr Vertrauen.

Mit freundlichen Grüßen

Unterschrift - Ulrich Wallin

Ulrich Wallin
Vorsitzender des Vorstands

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