nachdem in den vergangenen fünf Jahren die versicherten Schäden aus Naturkatastrophenereignissen unterhalb der modellierten Erwartungswerte lagen, hat sich dies im Jahre 2017 ganz deutlich geändert: Neben etlichen anderen Naturkatastrophen haben insbesondere die Hurrikane „Harvey“, „Irma“ und „Maria“ zu versicherten Schäden von deutlich über 100 Milliarden US-Dollar geführt. Damit lagen die versicherten Schäden in einer ähnlichen Größenordnung wie im Jahr 2005 mit den Hurrikanen „Katrina“, „Rita“ und „Wilma“ und wie im Jahr 2011 mit den Erdbeben in Japan und Neuseeland. Daraus wird deutlich, dass wir als Rückversicherer in relativ kurzen Abständen mit versicherten Schäden zu rechnen haben, die ähnliche Größenordnungen erreichen, wie dies 2017 der Fall gewesen ist.
Wie in den Jahren 2005 und 2011 ist auch Ihre Gesellschaft im Jahre 2017 von den erwähnten Naturkatastrophenschäden im erheblichen Maße betroffen worden. Unsere Kunden gegen derartige Ereignisse rückzuversichern gehört zum Kern unseres Geschäftsmodells in der Schaden-Rückversicherung. Für uns ist es daher von entscheidender Bedeutung, dass wir diese Exponierungen in unserem Risikomanagementsystem zutreffend abbilden, um so zu vermeiden, dass wir unerwartet hohe Belastungen zu tragen haben, die die Finanzkraft des Unternehmens beeinträchtigen könnten. Ich freue mich daher, Ihnen mitteilen zu können, dass sich die bei Ihrer Gesellschaft aus den Naturkatastrophen eingetretenen Schäden sehr gut in die Erwartungswerte aus unserem Risikomanagementsystem im Verhältnis zu unserem definierten Risikoappetit eingefügt haben.
Wir konnten daher auch in dem schwierigen Jahr 2017 ein Ergebnis erzielen, das mit einer Eigenkapitalrendite von 10,9 Prozent unser Mindestziel von 900 Basispunkten oberhalb des risikofreien Zinses deutlich übersteigt. Der Konzernüberschuss in Höhe von 959 Millionen Euro stellt damit ein zufriedenstellendes Ergebnis dar.
Dies konnten wir zum einen dadurch erreichen, dass wir trotz der ganz erheblichen Großschäden einen versicherungstechnischen Verlust in der Schaden-Rückversicherung vermeiden konnten. Neben dem guten unterliegenden Schadenverlauf, insbesondere unseres europäischen und asiatischen Geschäftes, ist dies auch dadurch begünstigt worden, dass wir seit vielen Jahren unsere Schadenreserven sehr konservativ dotieren. Dies gilt sowohl für große Einzelschäden als auch für unsere Reserven, die wir für eingetretene, aber noch nicht gemeldete Schäden (IBNR) stellen. Das Ergebnis hat daher von erheblichen Auflösungen von Schadensreserven profitiert, ohne dass sich das Konfidenzniveau unserer Schadenreserven entsprechend den internen und externen Analysen erheblich verändert hat. Ihre Gesellschaft verfügt daher auch weiterhin über sehr konservative und auskömmlich dotierte Schadenreserven.
Darüber hinaus konnten wir im Jahre 2017 ein außerordentlich gutes Kapitalanlageergebnis erzielen. Getrieben durch gute Erträge aus unserem Immobilienportefeuille sowie aus Sonderinvestments, insbesondere im Private-Equity-Bereich, konnten wir die ordentlichen Kapitalanlageerträge um knapp 11 Prozent steigern. Aufgrund des Verkaufes unserer börsennotierten Aktien im dritten Quartal ist das außerordentliche Kapitalanlageergebnis noch stärker gestiegen, sodass das Kapitalanlageergebnis aus selbstverwalteten Kapitalanlagen insgesamt um 26 Prozent anstieg.
Weniger erfreulich verlief demgegenüber unser Personen-Rückversicherungsgeschäft. Das Nettoergebnis reduzierte sich um gut 31 Prozent auf 173 Millionen Euro. Bei einem im Übrigen recht guten Verlauf des Geschäftes ist dies durch Schadenbelastungen aus unserem US-amerikanischen Mortalitätsgeschäft begründet, die unsere Erwartungen deutlich überstiegen haben. Die wesentlichen Gründe hierfür sind, dass die Sterblichkeitsverbesserung der US-amerikanischen Bevölkerung seit einiger Zeit – entgegen den Erwartungen bei der Preisfindung des Geschäftes – nicht mehr im erwarteten Maße zu beobachten ist. Hinzu kommt, dass die Ausübung der verschiedenen Optionen, die die Versicherungsnehmer insbesondere in Bezug auf die Stornierung ihrer Policen haben, zu einer stärker als erwartet negativen Mischung der Portefeuilles, insbesondere älterer Zeichnungsjahre, geführt haben. Während diese Veränderungen aufgrund der Preisfindungsparameter bei unserem Neugeschäft nicht zu negativen Ergebnissen führen sollten, ist dies bei einem großen Block von Geschäft, den wir Anfang des Jahres 2009 von der Scottish Re übernommen haben, anders. Hier reichen die Rückversicherungsprämien zweifelsfrei nicht aus, um die zukünftig erwarteten Schäden, insbesondere für Versicherungsnehmer im hohen Alter, zu decken. Auf der Basis einer detaillierten Analyse des Geschäftes sind wir daher intensiv damit befasst, vertraglich vereinbarte Optionen in der Form auszuüben, die Rückversicherungsraten für dieses Altgeschäft auf ein auskömmliches Maß anzuheben. Die dadurch erwarteten zukünftigen zusätzlichen Prämieneinnahmen sind bei der Bewertung des Geschäftes bereits berücksichtigt worden.
Das Eigenkapital Ihrer Gesellschaft hat sich von 9 Milliarden Euro auf 8,5 Milliarden Euro reduziert. Dies ist jedoch vorrangig den Währungskursentwicklungen geschuldet und hier insbesondere dem schwächer werdenden US-Dollar im Vergleich zum Euro. Dies bezieht sich dementsprechend auf die Teile des Eigenkapitals, die wir insbesondere in US-Dollar halten. Allerdings stehen dem auch im mindestens gleichen Maße Exponierungen im US-Dollar gegenüber, sodass sich die Risikotragfähigkeit Ihrer Gesellschaft für die übernommenen Risiken keinesfalls verschlechtert, sondern sogar leicht verbessert hat.
Getrieben durch ein substanzielles Wachstum in der Schaden-Rückversicherung bei einer weitgehend stabilen Entwicklung in der Personen-Rückversicherung haben sich auch die Prämieneinnahmen positiv entwickelt. So stieg die gezeichnete Bruttoprämie um 9 Prozent auf 17,8 Milliarden Euro. Währungskursbereinigt hätte das Wachstum sogar 11 Prozent betragen. Aufgrund der unverändert sehr guten Eigenkapitalausstattung Ihrer Gesellschaft werden wir die Dividende unverändert auf dem Vorjahresniveau vorsehen und der Hauptversammlung vorschlagen, eine Dividende in Höhe von 5 Euro je Aktie auszuschütten. Diese setzt sich aus einer Basisdividende von 3,50 Euro und einer unveränderten Sonderdividende von 1,50 Euro je Aktie zusammen.
Verehrte Aktionäre, lassen Sie mich im Folgenden noch auf die Aussichten für das laufende Geschäftsjahr 2018 eingehen. In der Schaden-Rückversicherung haben wir eine gute Ausgangsposition, auch im Jahr 2018 wieder gute Ergebnisse erzielen zu können. So konnten wir bei der jüngsten Vertragserneuerung insgesamt recht erfreuliche Ratensteigerungen erzielen, sodass sich die Prämienqualität für 2018 besser darstellt, als dies für das Jahr 2017 der Fall gewesen ist. Hintergrund hierfür ist die Reaktion der Märkte auf die erheblichen Schadenbelastungen des Jahres 2017. Zwar überstieg die angebotene Rückversicherungskapazität nach wie vor die Nachfrage deutlich; dennoch waren die Rückversicherer erfolgreich, moderate Ratensteigerungen durchzusetzen. Damit konnte eine Trendumkehr erzielt werden, nachdem die Erstversicherer seit Mitte des Jahres 2013 jeweils reduzierte Raten ihrer Rückversicherungsabgaben erzielen konnten. Aufgrund unserer guten Wettbewerbsposition und unserer sehr guten Ratings konnten wir das verbesserte Marktumfeld nutzen und ein Prämienwachstum bei der Erneuerungssaison zum 1. Januar 2018 von über 20 Prozent erzielen. Dies betrifft nahezu alle Regionen und Sparten, in besonderem Maße jedoch erneut den Bereich der strukturierten Rückversicherung, da die Nachfrage nach maßgeschneiderten solvenzentlastenden Rückversicherungslösungen weiter zugenommen hat. Auch in der Personen-Rückversicherung gehen wir von leicht steigenden Prämieneinnahmen aus, da wir auch weiterhin attraktives Neugeschäft zeichnen. Das Gesamtergebnis in der Personen-Rückversicherung wird abermals stark durch die Entwicklung im US-amerikanischen Mortalitätsgeschäft bestimmt werden. Hier wird es insbesondere darauf ankommen, dass wir in Bezug auf den bereits erwähnten großen Geschäftsblock die angestrebten Ratenerhöhungen tatsächlich erzielen können. Dies könnte zudem in Einzelfällen zu Belastungen durch Rückzüge von Geschäft durch unsere Zedenten führen. Da ein Großteil des Geschäftes negative Ergebniserwartungen für die Zukunft hat, sind derartige Rückzüge in der Regel für uns ökonomisch wünschenswert.
Für unsere Kapitalanlagen gehen wir trotz der niedrigen Zinsen von weitgehend stabilen ordentlichen Kapitalanlageerträgen aus. Für die Kapitalanlagerendite erwarten wir einen Wert von ca. 2,7 Prozent. Auch angesichts der guten Ergebnisse der Vertragserneuerungsrunde zum 1. Januar 2018 in der Schaden-Rückversicherung gehen wir nunmehr davon aus, dass sich unsere währungskursbereinigte Bruttoprämie um mehr als 5 Prozent erhöhen wird. Für das Nettokonzernergebnis gehen wir von mehr als 1 Milliarde Euro aus. Unsere Prognose steht wie stets unter dem Vorbehalt einer Großschadenbelastung im Rahmen des Erwartungswertes von 825 Millionen Euro sowie der Annahme, dass es zu keinen unvorhergesehenen negativen Entwicklungen am Kapitalmarkt kommt.
Verehrte Aktionäre, ich möchte mich an dieser Stelle – auch im Namen meiner Vorstandskollegen – ganz herzlich für Ihr Vertrauen bedanken. Auch unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern danke ich für ihre sehr gute, verantwortungsvolle Arbeit. Wir werden auch zukünftig alles tun, damit sich die Hannover Rück erfolgreich entwickelt. Es ist und bleibt unser Ziel, den Wert der Gesellschaft nachhaltig zu steigern.
Mit freundlichen Grüßen
Ulrich Wallin
Vorsitzender des Vorstands