2017 beschleunigte sich das Wachstum der Weltwirtschaft spürbar. Es erreichte einen Wert von 3,8 % (Vorjahr: 3,2 %), was dem stärksten Anstieg seit 2011 entspricht. Nach einer schwächeren Phase setzte die Belebung bereits Ende 2016 ein und gewann bis in den Spätsommer hinein weiter an Fahrt. Gegen Jahresende deuteten die relevanten Indikatoren auf eine Festigung der aufwärtsgerichteten Konjunktur in nahezu allen großen Volkswirtschaften hin.
In den fortgeschrittenen Volkswirtschaften expandierte die Produktion nach einem moderaten Wachstum zu Jahresbeginn vor allem im Sommerhalbjahr kräftig. Maßgeblich für die Verstärkung der konjunkturellen Grundtendenz war das Anziehen der Investitionen. Hinzu kam die seit geraumer Zeit anhaltende stabil hohe Konsumnachfrage durch die privaten Haushalte. In Japan zog die gesamtwirtschaftliche Produktion exportgestützt weiter an. Auch die Wirtschaft im Euroraum setzte ihr konjunkturelles Wachstum fort. Vergleichsweise mäßig entwickelte sich die Produktion in Großbritannien aufwärts.
Nach schwächeren Anstiegen in den Vorjahren expandierte auch die Wirtschaft in den Schwellenländern 2017 wieder stärker. Ein wesentlicher Grund dafür ist die Belebung der Produktion in den rohstoffexportierenden Ländern. Diese hatten in den Jahren 2015 und 2016 stark unter dem Einbruch der Rohstoffpreise gelitten und profitierten 2017 von deutlich gestiegenen Notierungen. So konnte Brasilien seine Rezession überwinden. Und auch die Produktion in Russland war trotz der Auswirkungen der Sanktionen seitens der westlichen Industrieländer wieder deutlich aufwärts gerichtet. In China verlangsamte sich die Expansion nur geringfügig, obwohl die Regierung ihre monetären Impulse reduzierte und das Kreditwachstum abnahm.
In den USA traten die weltpolitischen Risiken, die zahlreiche Marktteilnehmer mit dem Regierungswechsel verbanden, in den Hintergrund. Bereits im zweiten Quartal nutzte die Wirtschaft die insgesamt guten Rahmenbedingungen und baute ihre Wachstumsrate deutlich aus. Über das Jahr gesehen wuchs die US-Produktion bei normaler Auslastung um 0,8 Prozentpunkte auf 2,3 %. Die Arbeitslosenquote sank gegenüber dem Vorjahr weiter und war mit 4,4 % so niedrig wie zuletzt zur Jahrtausendwende. Die Verbraucherpreise stiegen um 2,1 % und damit stärker als im Vorjahr. Im Kontext betrachtet bleibt die Preisdynamik aber nach wie vor verhalten.
Die Wirtschaft im Euroraum setzte ihren aufwärtsgerichteten Kurs auch 2017 fort: Die Wachstumsrate stieg gegenüber dem Vorjahr um 0,6 Prozentpunkte auf 2,4 %. Dabei blieb die Expansion weiterhin überwiegend von binnenwirtschaftlichen Kräften getragen. Deutlich zu nahmen erneut die Investitionen. Aber auch der private Konsum expandierte vor dem Hintergrund steigender Beschäftigung und anziehender Löhne weiter mit einer robusten Rate. Der staatliche Konsum ging gegenüber dem Vorjahr leicht zurück.
Aus gesamtwirtschaftlicher Sicht erfreulich ist, dass die Konjunktur inzwischen in allen Ländern des Euroraumes deutlich aufwärts gerichtet ist. Dies belegt, dass die Expansion zurzeit auf einer breiten Basis steht. So konnten auch die drei Krisenländer Portugal (+2,6 %), Italien (+1,6 %) und Griechenland (+1,4 %) ihr Wachstum 2017 verstärken. Die Wirtschaft Großbritanniens wuchs in einem Umfeld zurückgehender Konsumausgaben um 1,5 % und damit schwächer als im Vorjahr.
Die Situation auf dem Arbeitsmarkt verbesserte sich weiter. Die durchschnittliche Arbeitslosigkeit sank im Euroraum gegenüber dem Vorjahr um 0,9 Prozentpunkte auf 9,1 %. Dabei kämpfen Griechenland und Spanien weiterhin mit sehr hohen Arbeitslosenraten. Die Verbraucherpreise erhöhten sich gegenüber dem Vorjahr um 1,4 Prozentpunkte auf 1,6 %; sie nähern sich damit der EZB-Zielrate von 2 %.
Die deutsche Wirtschaft setzte ihren Aufschwung der vorausgegangenen vier Jahre auch im fünften Jahr 2017 fort. Nach einem schwungvollen Jahresstart erhöhte sich die konjunkturelle Dynamik in den folgenden Monaten noch einmal, sodass das Bruttoinlandsprodukt vor Kalenderbereinigung um 2,3 % kletterte (1,9 %). Stärker als in den ersten drei Quartalen expandierte die deutsche Wirtschaft seit dem Eintritt in den Boom der Jahre 2006 / 2007 nur im Zuge der Aufholeffekte nach dem großen Konjunktureinbruch am Anfang des vorigen Jahrzehnts. Angesichts der sehr guten konjunkturellen Nachfrage nahm die Produktionsauslastung weiter zu, sodass zahlreiche Branchen ihre Kapazitätsgrenzen erreichten. Ausgesprochen ausgeprägt blieb die Auslastung in der Bauwirtschaft.
Großen Anteil an der positiven Wirtschaftsentwicklung hatte weiterhin der private Konsum. Er profitierte von einer guten Beschäftigungssituation, steigenden Reallöhnen und den geringen Ölpreisen. Auch die anhaltend niedrigen Zinsen regten die Ausgaben der privaten Haushalte an.
Die Ausfuhren expandierten weiter lebhaft und stiegen 2017 um 4,3 % (2,6 %). Dabei wurden die Ausfuhren in den Euroraum und nach Asien ausgebaut, während die Ausfuhren in das übrige Europa und in die USA zurückgingen. Die Einfuhren erhöhten sich mit einer Rate von 4,8 % (3,9 %).
Die Arbeitslosenquote sank 2017 auf 5,7 % (6,1 %) mit weiterer Tendenz nach unten. Dabei nahm die Zahl der inländischen Erwerbstätigen um mehr als 550.000 zu. Die Inflationsrate lag für Deutschland gemessen am Verbraucherpreisindex im Dezember 2017 bei 1,7 % (0,5 %).
Im asiatischen Raum blieb die Expansion mit 6,4 % auch 2017 weiterhin kräftig (6,8 %). In China verlangsamte sich das Wachstum nur minimal auf 6,8 % – dies, obwohl die chinesische Regierung ihre monetären Impulse im vergangenen Jahr deutlich zurückfuhr. Das Bruttoinlandsprodukt war im dritten Quartal 2017 um 6,8 % höher als ein Jahr zuvor und lag noch etwas über dem von der Regierung genannten Zielwert. Das Wachstum Richtung Zielmarke gelang auch, weil das Land seinen Außenhandel weiter ausbauen konnte. Weiterhin virulent blieb das Problem der strukturellen Verschuldung von Unternehmen und Privathaushalten.
In Indien schwächte sich der Produktionsanstieg zwar deutlich ab. Er betrug 6,4 % und sank damit gegenüber dem Vorjahr um 1,4 Prozentpunkte. Die Experten werten dies allerdings als temporären Effekt aus der zum Ende 2016 durchgeführten Bargeldreform und der Einführung einer nationalen Mehrwertsteuer. Längerfristig dürften beide Maßnahmen das Wirtschaftswachstum fördern. Auch in den übrigen Schwellenländern Südostasiens setzte sich die Expansion fort. Die vier Volkswirtschaften Indonesien, Thailand, Malaysia und die Philippinen expandierten durchschnittlich um 5,2 % (4,8 %).
In Japan stieg das Bruttoinlandsprodukt gegenüber dem Vorjahr um 1,8 % (0,9 %). Einen wesentlichen Beitrag dazu lieferte der Export. Auch die Investitionen zogen gegenüber dem Vorjahr deutlich an. Die privaten Haushalte, deren Konsumausgaben rund 60 % der Wirtschaftsleistung des Landes ausmachen, gaben ihre Zurückhaltung etwas auf und erhöhten ihre Ausgaben ebenfalls.
Das Kapitalanlageumfeld gestaltete sich auch im vorliegenden Berichtszeitraum wieder herausfordernd und war zahlreichen potenziell verunsichernden Einflussfaktoren ausgesetzt. Nach den überraschenden Ausgängen des Brexit-Votums und der US-Wahlen im Jahr 2016 fürchteten viele für den Berichtszeitraum weitere Unruhequellen wie z. B. die Ausstiege Frankreichs oder der Niederlande aus der EU oder der Eurozone. Diese Befürchtungen bewahrheiteten sich allerdings nicht und selbst reale Faktoren wie die Neuordnung internationaler Handelsabkommen und die schleppende Regierungsbildung in Deutschland hatten wenig Einfluss auf die Finanzmärkte, die sich erstaunlich robust und im Falle der Eurozone sogar überraschend agil zeigten. Die US-Märkte nährte dabei weiterhin die Hoffnung auf tatsächliche Wachstumsanreize durch die Trump-Regierung. Zum Ende des Jahres materialisierten sich diese dann in überraschendem Tempo in Form einer großen Steuerreform. Die Wirtschaft vieler Schwellenländer stabilisierte sich im Laufe des Jahres weiter und China konnte die im Vorjahr aufgekommenen Zweifel an seiner wirtschaftlichen Stärke weitgehend zerstreuen. Zudem lässt das hohe Maß an Liquidität die Märkte weiterhin sehr krisenfest erscheinen, sodass die Weltwirtschaft insgesamt ihr stärkstes Jahr seit 2010 verzeichnete.
Die EZB kündigte an, den Ankauf von Unternehmensanleihen zwar monatlich zu reduzieren, aber gleichzeitig bis September 2018 zu verlängern. Dies zeigt den Spagat, den die EZB leisten muss, um einerseits den Eindruck eines allzu forschen Ausstiegs aus ihrem Stützungsprogramm zu vermeiden, gleichzeitig aber Entschlossenheit und Handlungsbereitschaft zu zeigen. Insgesamt zeigte sich die Politik der Zentralbanken in unseren Hauptwährungsräumen uneinheitlich. Die EZB beließ den Leitzins für den Euroraum auf historisch niedrigen 0,00 %, wohingegen die Bank of England den Leitzins für das Britische Pfund erstmals seit 2007 auf nun 0,5 % wieder leicht erhöhte und weitere Erhöhungen in den nächsten drei Jahren ankündigte. Deutlich weiter auf dem Weg zu einer Normalisierung der Notenbankpolitik ging sogar noch die Fed, die den Leitzins für den US-Dollar in drei Schritten auf nun 1,25 % bis 1,5 % anhob und somit das Zinsgefälle zwischen dem US-Dollar- und dem Euroraum weiter erhöhte.
Weiterhin für Unsicherheit sorgten die schleppenden Verhandlungen zwischen der EU und Großbritannien infolge des Brexit-Votums der britischen Bevölkerung. Diese zeigte sich im Berichtszeitraum insbesondere im Verfall des Britischen Pfund gegenüber Euro und US-Dollar, aber auch in der vergleichsweise zurückhaltenden Entwicklung der britischen Aktienmärkte. Die Ungewissheit über die Gestaltung zukünftiger Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zwischen der EU und Großbritannien sowie über die Arbeitnehmerfreizügigkeit ist allerdings auch allgemein ungünstig für die Volkswirtschaften der verbleibenden EU-Staaten, da sie die Planungssicherheit und Investitionsbereitschaft der Unternehmen beeinträchtigt.
Die Renditen deutscher Staatsanleihen verblieben auch im Berichtszeitraum wieder auf sehr niedrigem Niveau. Im Laufe des Jahres ergaben sich über alle Laufzeiten hinweg nur leichte Steigerungen, sodass noch immer bis weit in den mittleren Laufzeitenbereich hinein negative Renditen anfallen. Auch britische Staatsanleihen zeigten eher geringe Steigerungen, zumal diese sich hauptsächlich auf den kurzen und mittleren Laufzeitenbereich beschränken. Für US-Staatsanleihen hingegen war eine Drehung der Zinskurve zu beobachten, bei der sich für kurze Laufzeiten recht deutliche Zinsanstiege beobachten ließen. Für längere Laufzeiten hingegen ergaben sich Rückgänge.
Die Unsicherheit des Vorjahres in der Bewertung der Märkte für Unternehmensanleihen legte sich im Berichtszeitraum. Insbesondere dem Sektor der Schwellenländer kamen dabei sich stabilisierende Rohstoffpreise und attraktive Währungskurse zugute. Dies spiegelte sich verbreitet über alle Bonitätsklassen hinweg in einem stetigen Rückgang der Risikoaufschläge auf Unternehmensanleihen wider.
Die Aktienmärkte verzeichneten im Verlauf des Jahres erneut teils historische Höchststände. Vor allem die Schwellenländer und der US-Markt konnten über das Jahr hinweg deutliche Kursgewinne verbuchen. Auch die meisten europäischen Indizes beendeten das Jahr teils deutlich höher als das Vorjahr, wobei der britische Aktienmarkt eher verhalten zulegte. Die europäischen Aktienmärkte waren vor allem geprägt durch die weiterhin expansive Geldpolitik der EZB und durch die Suche der Investoren nach renditeträchtigen Anlagen. Vor diesem Hintergrund können die hohen Kursniveaus letztlich aber nur zum Teil durch fundamentale Kenngrößen erklärt werden. Insgesamt zeigten sich die Aktienmärkte erneut überwiegend robust gegenüber Krisenmeldungen. Das ist einerseits erfreulich, trägt aber auch die Gefahr von Blasenbildungen in sich.
Die globalwirtschaftliche Entwicklung ist weiterhin von diversen Unsicherheiten und Risiken vor allem geopolitischer Art gekennzeichnet. Insbesondere die globale Heterogenität durch unterschiedliche wirtschaftliche Entwicklungen und lokale Krisenherde sind hier als Ursachen zu nennen. Auch die anhaltende Terrorgefahr ist ein zu beobachtender Faktor, auch wenn die Kapitalmärkte auf diesen bisher eher robust reagiert haben.
Der Euro konnte im Jahresverlauf die Verluste des Vorjahres gegenüber dem US-Dollar mehr als wettmachen und stieg von 1,05 USD deutlich auf 1,20 USD. Auch das Britische Pfund verlor gegenüber dem Euro nach den bereits starken Verlusten infolge des Brexit-Votums 2016 erneut von 0,86 GBP auf 0,89 GBP. Auch der Australische Dollar gab gegenüber dem Euro von 1,46 AUD auf 1,53 AUD nach.
Eine ausführlichere Kommentierung der Entwicklung der Kapitalanlagen für die Hannover Rück geben wir im Kapitel„Kapitalanlagen“.