In diesem Abschnitt stellen wir das verfügbare ökonomische Kapital dem benötigten Risikokapital detaillierter gegenüber. Die Hannover Rück ermittelt das ökonomische Eigenkapital als Differenz aus den marktkonsistenten Werten der Aktiva und Passiva. Während für die meisten Kapitalanlagen Marktwerte vorliegen, erfordert die marktkonsistente Bewertung von Rückversicherungsverträgen ein spezifisches Bewertungsmodell. Wir ermitteln den marktkonsistenten Wert versicherungstechnischer Positionen als Barwert der mithilfe von versicherungsmathematischen Methoden projizierten Zahlungen. Dieser wird um einen Risikoaufschlag adjustiert und berücksichtigt so die mögliche Schwankung der zukünftigen Zahlungen. Diese Schwankungen resultieren aus Risiken, die nicht durch Kapitalmarktprodukte abgesichert werden können, wie etwa versicherungstechnische Risiken. Zur Diskontierung der Zahlungsströme verwenden wir die nach Solvency II-Vorgaben ermittelten risikolosen Basiszinskurven ohne Volatilitäts- oder Matching-Anpassung. Die Marktpreise für Optionen und Garantien, die in Versicherungsverträgen eingebettet sind, werden mit finanzmathematischen Optionsbewertungsmodellen ermittelt bzw. approximiert. Der Umfang dieser Optionen und Garantien in unserem Portefeuille ist allerdings vergleichsweise gering. Die Anpassungen der selbstverwalteten Kapitalanlagen in der folgenden Tabelle geben die Markt-Buchwert-Differenz derjenigen Kapitalanlagen an, die unter IFRS zu Buchwerten ausgewiesen werden. Sonstige Anpassungen umfassen vor allem die latenten Steuern. Das verfügbare ökonomische Kapital, das als Haftungskapital für Versicherungsnehmer zur Verfügung steht, setzt sich zusammen aus dem ökonomischen Eigenkapital, dem Hybridkapital und gemäß Solvency II-Vorgaben dem Abzug vorhersehbarer Dividenden. Das Hybridkapital wird gemäß Solvency II-Vorgaben mit einem marktkonsistenten Wert angesetzt, wobei Veränderungen des eigenen Kreditrisikos nicht in die Bewertung einfließen.
Das verfügbare ökonomische Kapital zum 31. Dezember 2017 ist im Vergleich zum 31. Dezember 2016 von 13.461,0 Mio. EUR (gemäß der finanziellen Solvency II-Jahresendberichterstattung für den 31. Dezember 2016) auf 13.041,8 Mio. EUR gesunken. Hauptgrund dafür ist die währungsübergreifende Aufwertung des Euro, insbesondere die gegenüber dem US-Dollar. Eigenmittel, die in Fremdwährungen gehalten werden, haben demzufolge einen geringeren Wert in Euro. Der Übergang von der Bewertung unter IFRS zur Bewertung unter Solvency II zeigt sich weitgehend stabil, wobei sich unterliegende Effekte wie z. B. Zinsänderungen und andere Änderungen in den versicherungstechnischen Rückstellungen weitgehend aufheben.
Übergangsrechnung (ökonomisches Kapital/Eigenkapital) | ||
in Mio. EUR | 31.12.2017 1 | 31.12.2016 2 |
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Eigenkapital inklusive Minderheitenanteile | 9.286,6 | 9.740,5 |
Anpassungen der selbstverwalteten Kapitalanlagen | 502,7 | 513,4 |
Anpassungen technische Rückstellungen | 3.980,6 | 3.846,5 |
Anpassungen für Steuern und Sonstige 3 | -1.698,4 | -1.648,7 |
Ökonomisches Eigenkapital | 12.071,5 | 12.451,8 |
Hybridkapital | 1.626,1 | 1.656,1 |
Vorhersehbare Dividenden | -655,8 | -647,0 |
Verfügbares ökonomisches Kapital | 13.041,8 | 13.461,0 |
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Das benötigte Risikokapital der Hannover Rück-Gruppe zum Zielsicherheitsniveau 99,5 % ist zum 31. Dezember 2017 im Vergleich zum 31. Dezember 2016 von 5.149,5 Mio. EUR auf 4.729,0 Mio. EUR gesunken. Ein wesentlicher Grund für den Rückgang ist auch hier – wie bei den Eigenmitteln – der gegenüber unseren Hauptfremdwährungen, vor allem dem US-Dollar, stärkere Euro und die damit verbundenen geringeren Volumina in Fremdwährung, die den Risiken zugrunde liegen, wie zum Beispiel das Volumen der Kapitalanlagen. Darüber hinaus haben niedrigere Marktrisiken für einen Rückgang des Risikokapitals gesorgt. Im Hinblick auf die regulatorischen Kapitalanforderungen hat zusätzlich der Übergang auf das im vergangenen Jahr genehmigte Modell für operationelle Risiken zu einer Erhöhung der Solvency II-Bedeckungsquote beigetragen.
Bei den Marktrisiken haben neben den wechselkursbedingten Volumeneffekten die letztjährige Reduktion der Aktienquote und niedrigere Spreads zu einer insgesamt geringeren Volatilität und damit weniger Risiko geführt.
Die versicherungstechnischen Risiken der Schaden-Rückversicherung sind hauptsächlich in Folge des gegenüber dem Euro schwächeren US-Dollars und einem leichten Anstieg der Diversifikation innerhalb der Schaden-Rückversicherung zurückgegangen. Die versicherungstechnischen Risiken in der Personen-Rückversicherung haben sich aufgrund eines Anstieges der Sterblichkeitsrisiken in Folge von Annahmenstärkungen und Modelländerungen erhöht. Bei den Forderungsausfallrisiken resultiert der Rückgang vor allem aus einem geringeren Forderungsvolumen gegenüber Zedenten und Retrozessionären sowie einer geringeren Volatilität der modellierten Ausfälle.
Der Anstieg der operationellen Risiken ist auf eine verfeinerte Expertenbewertung zurückzuführen.
Der verlustmindernde Effekt aus Steuern und der Diversifikationseffekt bleiben stabil.
Das interne Kapitalmodell basiert auf aktuellen Verfahren aus der Versicherungs- und Finanzmathematik. Für versicherungstechnische Risiken können wir auf eine reichhaltige interne Datenhistorie zur Schätzung der Wahrscheinlichkeitsverteilungen z. B. für das Reserverisiko zugreifen. Für Risiken aus Naturgefahren verwenden wir externe Modelle, die im Rahmen einer ausführlichen internen Begutachtung so angepasst werden, dass sie unser Risikoprofil möglichst gut abbilden. Im Bereich der Personen-Rückversicherung werden langfristige Zahlungsströme unter verschiedenen Szenarien ermittelt. Bei allen genannten Risiken greifen wir auf interne Daten zur Festlegung der Szenarien und Wahrscheinlichkeitsverteilungen zurück. Angereichert werden die internen Daten durch Parameter, die unsere internen Experten festlegen. Diese Parameter sind vor allem im Bereich extremer, bisher nicht beobachteter Ereignisse von Bedeutung.
Bei der Aggregation der einzelnen Risiken berücksichtigen wir Abhängigkeiten zwischen den Risikofaktoren. Abhängigkeiten entstehen zum Beispiel durch Marktschocks wie die Finanzkrise, die gleichzeitig viele Marktsegmente betreffen. Zudem können Marktphänomene wie Preiszyklen dafür sorgen, dass mehrere Betrachtungsperioden miteinander zusammenhängen. Wir gehen generell davon aus, dass nicht alle Extremereignisse gleichzeitig eintreten. Die Abwesenheit vollständiger Abhängigkeit wird als Diversifikation bezeichnet. Das Geschäftsmodell der Hannover Rück basiert unter anderem darauf, ein möglichst ausgewogenes Portefeuille aufzubauen, sodass möglichst hohe Diversifikationseffekte erzielt werden, und das Kapital effizient eingesetzt werden kann. Diversifikation besteht zwischen einzelnen Rückversicherungsverträgen, Sparten, Geschäftssegmenten und Risiken. Entsprechend dem Kapitalbedarf unserer Geschäftssegmente sowie Sparten und auf Basis ihres Beitrages zur Diversifizierung legen wir die zu erwirtschaftenden Kapitalkosten pro Geschäftseinheit fest.
Das Risikokapital zum Sicherheitsniveau 99,5 % stellt jeweils denjenigen Verlust aus dem jeweiligen Risiko dar, der mit einer Wahrscheinlichkeit von 0,5 % nicht überschritten wird. Das Risikokapital für einzelne Risiken wird jeweils vor Steuern ausgewiesen.
Benötigtes Risikokapital | ||||
31.12.2017 | 31.12.2016 | |||
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in Mio. EUR | Sicherheitsniveau 99,5 % | Sicherheitsniveau 99,5 % | ||
Versicherungstechnisches Risiko Schaden-Rückversicherung | 3.485,4 | 3.552,9 | ||
Versicherungstechnisches Risiko Personen-Rückversicherung | 2.354,7 | 2.117,9 | ||
Marktrisiko | 3.462,2 | 4.225,4 | ||
Forderungsausfallrisiko | 282,0 | 296,5 | ||
Operationelles Risiko | 637,0 | 503,9 | ||
Diversifikation | -3.710,2 | -3.773,8 | ||
Steuereffekte | -1.782,1 | -1.773,3 | ||
Benötigtes Risikokapital Hannover Rück-Gruppe | 4.729,0 | 5.149,5 | ||