Die Konjunktur ist derzeit in nahezu allen großen Volkswirtschaften aufwärts gerichtet und wird sich im laufenden Jahr insgesamt noch einmal leicht verstärken. Das Institut für Weltwirtschaft (IfW) geht in seiner Prognose zum Jahreswechsel davon aus, dass das Wachstum der Weltproduktion 2018 um 0,1 Prozentpunkte auf 3,9 % ansteigt. Dass das Wachstum nicht größer ausfällt, liegt dabei vor allem an der bereits hohen Auslastung der Produktionskapazitäten.
Der Aufschwung in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften, dazu zählen neben den USA, Japan und Deutschland 30 weitere wirtschaftlich entwickelte Länder, wird kaum an Fahrt verlieren: Der Zuwachs wird nach 2,4 % im vergangenen Jahr im laufenden Jahr voraussichtlich bei 2,3 % liegen. Dabei gehen die Volkswirte von einer wenn auch leicht reduzierten Fortsetzung der expansiven Geldpolitik, zunehmenden Anregungen vonseiten der Finanzpolitik und einer wieder kräftiger steigenden Nachfrage in den Entwicklungs- und Schwellenländern aus.
Die Weltwirtschaft sieht sich auch im laufenden Jahr mit zahlreichen politischen Risiken konfrontiert. So trat zwar die vielfach gehegte Befürchtung, die neue US-Regierung könne durch einen Schwenk zum Protektionismus die weltwirtschaftliche Entwicklung spürbar beeinträchtigen, bislang nicht ein; trotzdem kann die Skepsis der US-Regierung gegenüber multilateralen Vereinbarungen jederzeit zu unerwarteten Ereignissen führen. In Europa machen die aktuellen Unabhängigkeitsbestrebungen in Katalonien deutlich, dass die Unsicherheiten in der Europäischen Union nach wie vor groß sind. Daneben schieben sich auch wieder geldpolitische Risiken in den Vordergrund. So ist es leicht möglich, dass es im Zuge der anstehenden Normalisierung der Geldpolitik zu einer plötzlichen Verunsicherung an den Kapitalmärkten mit der Folge schubartiger Korrekturen kommen kann.
Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) | |||
in % | 2017 (Prognose aus dem Vorjahr) | 2017 (vorläufige Berechnung) | 2018 (prognostiziert) |
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Wirtschaftsräume | 3,6 | 3,8 | 3,9 |
Weltwirtschaft | 1,7 | 2,4 | 2,3 |
Euroraum | 2,5 | 2,3 | 2,5 |
Ausgewählte Länder | 6,4 | 6,8 | 6,4 |
USA | 6,8 | 6,4 | 7,3 |
China | 1,2 | 1,8 | 1,5 |
Indien | 1,7 | 2,3 | 2,5 |
Japan | 1,0 | 1,0 | 1,2 |
Deutschland | 2,2 | 1,9 | 1,7 |
Quelle: Institut für Weltwirtschaft, Kiel |
Nachdem die Konjunktur in den USA 2017 stärker als erwartet an Schwung gewonnen hat, dürfte sich der Produktionsanstieg laut IfW vor dem Hintergrund der guten Konjunktur im laufenden Jahr noch einmal um 0,2 Prozentpunkte auf 2,5 % verstärken. Wesentliche Triebfedern sind die anhaltend gute Konsumstimmung unter den Verbrauchern, steigende verfügbare Einkommen sowie wachsende Unternehmensgewinne. Letztere werden mit der im Dezember verabschiedeten Unternehmenssteuerreform noch einmal zusätzliche Impulse erhalten, sodass die Prognose Anpassungspotenzial nach oben besitzt. Angesichts der weiterhin günstigen Finanzierungskonditionen dürfte auch die Investitionstätigkeit stark angeregt werden.
Auch im Euroraum wird sich der Konjunkturaufschwung fortsetzen. Die Industrieproduktion ist hoch und die Auftragseingänge im verarbeitenden Gewerbe zeigen eine hohe Dynamik, sodass die Wirtschaftsexperten vom IfW für 2018 von einer Expansion von 2,3 % ausgehen. Dabei wird Frankreich sein Wachstum leicht ausbauen können (+2,0 %) und Spanien seine Expansion mit abgeschwächtem Tempo fortsetzen (+2,6 %). In Italien bleiben die politischen Kräfteverhältnisse wohl auch nach den für März 2018 angesetzten Parlamentswahlen schwierig. Dies schwächt auch die Möglichkeiten zu wirtschaftlichen Impulsen, sodass das Wachstum weiter auf einem niedrigen Niveau verharren wird (+1,5 %). Für Griechenland wird eine weitere Erholung erwartet (+2,1 %).
In Großbritannien wird das Wachstum durch die Brexit-bedingten Unsicherheiten weiter gebremst bleiben; es wird noch einmal leicht auf 1,4 % sinken mit anhaltender Tendenz nach unten. Trotz intensiver Gespräche im vergangenen Jahr blieb auch zum Jahreswechsel unklar, wie der Übergang zu einem neuen wirtschaftlichen und politischen Rahmen für beide Seiten sanft gestaltet werden kann.
Angesichts des fortgesetzten Aufschwungs wird die Arbeitslosigkeit laut IfW im Euroraum weiter sinken, von 9,1 % im Vorjahr auf 8,5 % im laufenden Jahr. Bei zunehmend ausgelasteten Produktionskapazitäten dürfte die Kerninflation im Euroraum weiter allmählich zunehmen. Der Verbraucherpreisanstieg insgesamt wird allerdings mit voraussichtlich 1,7 % auf Vorjahresniveau bleiben, da der Inflation Ölpreiseffekte entgegenwirken.
Für Deutschland erwarten die Ökonomen 2018 eine leicht verstärkte Fortsetzung der positiven Entwicklung, sodass das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes noch einmal um zwei Zehntel-Prozentpunkte auf 2,5 % zunehmen wird. Dabei nähern sich die bereits deutlich über normal ausgelasteten Produktionskapazitäten zunehmend ihrem Limit. Gestützt durch Einkommenszuwächse werden die privaten Konsumausgaben weiter steigen und auch der Bauboom wird sich angesichts der anhaltend günstigen Finanzierungsbedingungen fortsetzen. Ein weiterer Wachstumsmotor werden die Unternehmensinvestitionen sein, da die Unternehmen in Anbetracht der hohen Kapazitätsauslastung und der hervorragenden Geschäftsaussichten ihre Investitionszurückhaltung zunehmend aufgeben.
Die Ausfuhren dürften vor dem Hintergrund der kräftigen Weltkonjunktur weiter stimuliert werden und um 5,0 % steigen (Vorjahr: 4,3 %). Dabei werden weiterhin vor allem die Warenausfuhren in den Euroraum und nach Asien ausgeweitet. Durch die lebhafte Binnenkonjunktur wird die Importseite weiter gestärkt, sodass die Wareneinfuhren im laufenden Jahr um 5,7 % steigen werden (4,8 %).
In China wird sich das Wachstum 2018 laut IfW weiter verlangsamen und auf 6,4 % zurückgehen. Nachdem es der Regierung in den vergangenen Jahren gelungen ist, die Konjunktur durch eine expansivere Fiskal- und Geldpolitik zu stabilisieren, fährt sie diese nun zugunsten qualitativer Zielmarken zurück. Dazu richtet sie ihre Aufmerksamkeit auf die Eindämmung des Schuldenanstiegs sowie auf den überfälligen Strukturwandel hin zu einer dienstleistungsorientierten Volkswirtschaft mit sozial und ökologisch nachhaltigerem Wachstum.
Indiens Wirtschaft wird seine Expansion nach der erfolgreichen Umsetzung der Reformen wieder beschleunigen können und 2018 voraussichtlich um 7,3 % wachsen. Damit wird das Land in Bezug auf die Größe der Volkswirtschaft Großbritannien und Frankreich überholen und zur fünftgrößten Volkswirtschaft aufsteigen.
Demgegenüber wird die Wachstumsrate in Japan 2018 voraussichtlich leicht auf 1,5 % nachgeben, mit weiter sinkender Tendenz. Zwar befindet sich das Land in der längsten Wachstumsphase seit mehr als 16 Jahren, diese wird aber vor allem durch eine hohe Exportnachfrage gestützt. Demgegenüber bleibt die Inlandsnachfrage weiter schwach.
Auch 2018 werden die Finanzmärkte durch chancenreiche Wachstumsaussichten, aber auch durch ein hohes Maß an Volatilität und Unsicherheit gekennzeichnet sein. Vor allem geopolitische Risiken und Protektionismus haben weiterhin das Potenzial sich teils negativ niederzuschlagen. Hauptschauplatz wird dabei zum einen Europa sein, wo noch immer nicht abzusehen ist, wie das Brexit-Votum in die politische und wirtschaftliche Praxis umgesetzt werden soll. Zum anderen sind die USA zu nennen, wo das Agieren der politischen Akteure nur schwer kalkulierbar ist und angesichts ihrer Bedeutung für die Weltpolitik ein Ungleichgewicht zu entstehen droht.
Die grundsätzliche Ausgangslage der Weltwirtschaft ist dennoch positiv zu sehen, da sich keine der großen Volkswirtschaften in oder auf dem Weg in eine Rezession befindet, sondern diese sich erstmals seit Langem wieder in relativem Gleichlauf auf Wachstumskurs befinden. Die Eurozone profitiert mit einem stabilen Aufschwung von niedrigen Zinsen und einem noch relativ schwachen Euro. Die US-Wirtschaft kann von einer historischen Steuerreform profitieren, wobei abzuwarten ist, ob sich dies tatsächlich in realen wirtschaftlichen Faktoren niederschlägt, da sich viele Wirtschaftsakteure darüber im Klaren sein dürften, dass niedrige Steuern heute höhere Abgaben morgen bedeuten können. Vielen Schwellenländern hingegen sollten die gestiegenen Rohstoffpreise bei ihrer wirtschaftlichen Erholung zugutekommen.
Mit der Ankündigung der EZB eines zwar monatlich reduzierten, aber gleichzeitig bis mindestens September 2018 verlängerten Ankaufes von Unternehmensanleihen bei gleichzeitig historisch niedrigem Leitzins hält sie an ihrer ultralockeren Niedrigzinspolitik fest. Eine Änderung des Leitzinssatzes ist erst deutlich nach Ende der Anleihekäufe abzusehen. Hierdurch soll weiterhin die Wirtschaft in der Eurozone gestützt werden und die Inflation wieder näher an den EZB-Zielwert von 2 % geführt werden. Es mehren sich allerdings die Stimmen, die auf die zunehmenden Gefahren dieser Politik für die Wirtschaft und die Märkte hinweisen.
Die US-Notenbank Fed hingegen wird in Reaktion auf den konjunkturellen Aufschwung in den USA weiter von der expansiven Politik abrücken und den Zinserhöhungszyklus weiter fortsetzen. Dies kann sich auch in einem wieder erstarkenden US-Dollar widerspiegeln. Mit Spannung wird zu beobachten sein, wie sich die anstehende personelle Veränderung der Fed auf deren Politik auswirken wird. Auch die neue Besetzung wird herausgefordert sein, die Inflation im Rahmen zu halten, dabei den Binnenkonsum nicht zu gefährden und systemischen Risiken durch eine adäquate Gesamtpolitik zu begegnen.
Aufgabe der Zentralbanken wird folglich sein, ein neues Gleichgewicht zu finden, was zu erhöhten Volatilitäten führen kann. Ziel dabei wird weiterhin sein, eine Basis zu schaffen, auf der die Volkswirtschaften weniger abhängig von der bisherigen ultralockeren Geldpolitik sein werden.
Die internationalen Rentenmärkte werden also auch 2018 von weitgehend unterdurchschnittlichen und weiterhin divergierenden Zinsniveaus geprägt sein. In den für uns relevanten Währungsräumen erwarten wir leicht steigende Renditekurven. Staatsanleihen der im Fokus stehenden Staaten der Europäischen Währungsunion mit höheren Risikoaufschlägen sollten sich mehrheitlich weiter stabilisieren. Der aktuell noch beständige Kreditzyklus in den Vereinigten Staaten sowie die Stabilisierung der Schwellenländer werden das konjunkturelle Umfeld weiter prägen. Dies kann möglicherweise durch Beendigung von Austeritätsbemühungen mehrerer Industriestaaten und einen weltweit anziehenden Privatkonsum noch positiv beeinflusst werden.
Dem bereits durch eine weitere außergewöhnliche Performance im Jahr 2017 hoch bewerteten US-Aktiensegment stehen sogar in einzelnen Märkten Übertreibungstendenzen im Zyklus etwas dahinter verbliebener Anteilspapiere in Europa und den Schwellenländern gegenüber. Diese könnten sich rasch entladen und somit für Turbulenzen auch an anderen Märkten führen. Nahezu historisch niedrige Risikoaufschläge bei Anleihen der Industrie und Finanzwirtschaft legen auch den Schluss nahe, dass bereits sehr viel positives Momentum als eingepreist gilt und die Phantasie für weitere Kurssprünge wie in den letzten Jahren beim Abschied von der unbedingten Liquiditätsversorgung der Märkte durch die Notenbanken eher begrenzt erscheint. Inwieweit die bereits einkalkulierten Effekte aus den Erwartungen an Donald Trumps Wirtschaftspolitik durch negative, geopolitische oder handelsbeschränkende Maßnahmen korrigiert werden, bleibt einer der Unsicherheitsfaktoren für 2018, von denen Europa und die Schwellenländer nicht unberührt sind. Denn es stellt sich die Frage, wer noch investieren kann, wenn alle bereits entsprechend investiert sind und die Liquidität tendenziell rückgängig ist. Ein durchweg positives Bild erwarten wir hingegen in den Schwellenländern, die im Wesentlichen im Zuge der Unsicherheiten in China und der Ölpreisverwerfungen der näheren Vergangenheit eine erstaunliche Stabilität im Umgang mit derartigen Volatilitäten aufwiesen. Somit wird auch 2018 von einer ungewöhnlichen Kombination aus geo- und geldpolitischer Unsicherheit und der Gefahr von Blasenbildungen einiger Anlageklassen und Märkte gekennzeichnet sein. Insgesamt ist festzuhalten, dass die stark liquiditätsgetriebene Suche der Investoren nach renditeträchtigen Anlagen zu einer Assetpreisinflation führt, die in einigen Bereichen mittlerweile das Risiko-/Ertragsverhältnis eher kritisch erscheinen lässt. Insofern ist hier eine erhöhte Aufmerksamkeit bei den Anlageentscheidungen geboten. Daher wird einer breiten Diversifizierung innerhalb der Kapitalanlagen auch 2018 weiterhin eine große Bedeutung zukommen.
Auch wenn sich die Versicherungswirtschaft 2018 weiterhin mit zahlreichen zum Teil erheblichen Herausforderungen auseinandersetzen muss, hellt sich die Stimmung in der gesamten Branche allmählich auf. Zu den Gründen dafür zählen die allgemein gute wirtschaftliche Gesamtstimmung und der Umstand, dass die Branche die Aufgaben des Wandels positiv annimmt. Dazu zählt auch, dass viele Unternehmen die neu auf den Markt tretenden InsurTechs inzwischen aktiv als Partner in ihre Geschäftsmodelle einbeziehen und zahlreiche Anknüpfungspunkte für neue Produkte finden.
Zwei zentrale Aufmerksamkeitsfelder bleiben die Niedrigzinsphase und die weiter steigenden regulatorischen Ansprüche: Die Beschlüsse der EZB im Herbst 2017 lassen für den Euroraum keine schnelle Abkehr vom extrem niedrigen Zinsniveau erwarten. Darunter leiden vor allem die Lebensversicherer; sie sind gezwungen, ihre Geschäftsmodelle anzupassen. Demgegenüber setzt die Notenbank in den USA ihren Kurs in Richtung Anhebung des Zinsniveaus 2018 fort. Dies wird zumindest perspektivisch auch in Europa die Normalisierung des Zinsniveaus befördern. Auf der regulatorischen Seite beschäftigt die Branche zurzeit die Umsetzung der EU-Vermittlerrichtlinie (IDD) sowie der EU-Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO).
Auch die veränderten Kundenerwartungen beschäftigen die Branche weiter intensiv. In einem Umfeld der fortschreitenden Digitalisierung wird das Verhalten der Kunden zunehmend unberechenbarer. Auch die Erwartungen hinsichtlich Leistungen und Services verändern sich deutlich. Die Versicherer reagieren darauf mit einem Ausbau der Servicequalität, der Intensivierung des Kundenkontaktmanagements und der Entwicklung von neuen Produkten, die den veränderten Ansprüchen gerecht werden sollen.
Der Handlungsdruck, die Kosten zu senken, bleibt groß. Deshalb treiben die Unternehmen die Digitalisierung ihrer Geschäftsprozesse beschleunigt voran. Sie bauen die Automatisierung ihrer Back-Office-Prozesse aus und erhöhen die Flexibilität ihrer IT-Strukturen. Damit verschaffen sie sich zugleich weitere Spielräume für die Verbesserung der Kundenbetreuung. Der bereits seit Jahren stattfindende Konsolidierungsprozess in der Rückversicherungsbranche wird sich auch 2018 fortsetzen. Dadurch werden Überkapazitäten abgebaut, die Effizienz erhöht und die operative Stringenz im Wandlungsprozess weiter hoch gehalten.
In Bezug auf ihre Lösungsangebote verlagern die Rückversicherungen ihren Schwerpunkt weiter auf den Faktor Qualität. Dies entspricht auch dem Bedarf, da die Versicherungspartner zunehmend individualisierte Lösungen nachfragen. Im Zuge dessen entstehen Versicherungsprodukte, die die Strategieund Wachstumsziele der Partner aktiv unterstützen.
Der zunehmende Absicherungsbedarf durch den Klimawandel, die höheren politischen Risiken und die immer wichtiger werdenden Cyberrisiken liefern der Branche weiterhin zahlreiche Ansatzpunkte für neue Angebote. Dabei eröffnet gerade die digitale Transformation der Branche neue Möglichkeiten zur Schadenprävention. Sie wird dazu führen, dass die Branche in Zukunft verstärkt mit Partnern aus der Technologiebranche zusammenarbeitet.