Brief des Vorstandsvorsitzenden
Verehrte Aktionäre, sehr geehrte Damen und Herren,
Ulrich Wallin
Vorsitzender des Vorstands
Vorsitzender des Vorstands
mit der Veröffentlichung unserer Ergebnisse der ersten neun Monate des Jahres 2013 im November 2013 hatten wir erstmals einen Ausblick unserer Erwartungen für die Ergebnisse des Jahres 2014 Ihrer Gesellschaft gegeben. Gleichzeitig hatten wir recht detailliert begründet, warum wir für 2014 trotz des schwierigen Umfelds mit einem erheblich gestiegenen Wettbewerb in der Schaden-Rückversicherung und einer anhaltenden Niedrigzinsphase gute Ergebnisse erwarten. Es freut mich sehr, Ihnen an dieser Stelle mitteilen zu können, dass das Ergebnis für 2014 diese Erwartungen tatsächlich bestätigt und in vielen Bereichen sogar übertroffen hat. So hat sich das Nettoergebnis der Personen-Rückversicherung um 41 Millionen Euro beziehungsweise 25 Prozent verbessert. Trotz des recht weichen Markts konnten wir auch in der Schaden-Rückversicherung ein weiter verbessertes versicherungstechnisches Ergebnis erzielen und unsere Kapitalanlageerträge sind nicht nur stabil geblieben, sondern haben sich in absoluten Zahlen sogar deutlich erhöht. Dies alles hat dazu geführt, dass wir das Rekordergebnis aus dem Jahr 2013 mit einem Nettogewinn von nunmehr 986 Millionen Euro nochmals um 10 Prozent übertreffen konnten. Auch die Finanzkraft der Hannover Rück hat sich im Berichtsjahr positiv entwickelt. So stieg das Eigenkapital vor Minderheiten von 5,9 Milliarden Euro um 28 Prozent auf 7,6 Milliarden Euro. Ausschlaggebend hierfür waren eine substanzielle Erhöhung der Gewinnrücklagen aufgrund des guten Ergebnisses sowie die um mehr als eine Milliarde Euro gestiegenen Bewertungsreserven. Trotz dieser deutlichen Steigerung des Eigenkapitals blieb die Eigenkapitalrendite mit 14,7 Prozent nahezu auf Vorjahresniveau. Der Buchwert je Aktie stieg auf 62,61 Euro und mithin erstmals über den Wert von 60 Euro.
Verehrte Aktionäre, diese erfreuliche Geschäftsentwicklung veranlasst uns, wiederum eine attraktive Dividende an Sie auszuschütten. Aufsichtsrat und Vorstand werden der Hauptversammlung vorschlagen, Ihnen eine Dividende in Höhe von 3,00 Euro und zusätzlich eine Sonderdividende in Höhe von 1,25 Euro je Aktie zu zahlen. Dies trägt der Tatsache Rechnung, dass die Kapitalisierung Ihrer Gesellschaft nunmehr deutlich oberhalb des Kapitalbedarfs liegt. Insofern ist diese Sonderdividende als Kapitalmanagementmaßnahme zu verstehen. Auf die Entwicklungen unserer Geschäftsfelder, der Schaden- und Personen-Rückversicherung, sowie bei den Kapitalanlagen möchte ich im Folgenden näher eingehen.
In der Schaden-Rückversicherung stellt sich die Marktsituation unverändert wettbewerbsintensiv dar. Das Angebot an Rückversicherungskapazität übersteigt die Nachfrage deutlich, sodass der Markt als Käufermarkt bezeichnet werden kann. Dies ist nicht zuletzt den sehr guten Ergebnissen der Rückversicherer der letzten Jahre geschuldet und darüber hinaus dem Zustrom von Kapital aus den sogenannten alternativen Märkten. Die gute Kapitalausstattung der meisten Erstversicherer hat des Weiteren zur Folge, dass diese tendenziell ihre Selbstbehalte erhöht haben. Diese Faktoren haben dazu geführt, dass insbesondere Deckungen zum Schutz gegen Schäden aus Naturkatastrophen mit deutlichen Preisnachlässen platziert werden konnten. Außerdem waren auch in vielen anderen Bereichen der Rückversicherung Ratenreduzierungen zu beobachten. Angesichts dieser Rahmenbedingungen können wir mit dem Verlauf des Schaden-Rückversicherungsgeschäfts bei der Hannover Rück zufrieden sein. Durch diszipliniertes Underwriting und die Konzentration im Wesentlichen auf unser Erneuerungsgeschäft konnten wir die Qualität unseres Portefeuilles auf einem guten Niveau halten. Darüber hinaus hat es uns geholfen, dass wir unseren Retrozessionsschutz zu günstigeren Preisen einkaufen konnten. Trotz unserer qualitätsorientierten, vorsichtigen Zeichnungspolitik konnten wir das Prämienvolumen in der Schaden-Rückversicherung dann noch leicht auf rund 8 Milliarden Euro steigern.
Das versicherungstechnische Ergebnis wurde auch dadurch unterstützt, dass der Großschadenanfall 2014 im Vergleich zum Vorjahr noch einmal zurückging. Dies liegt insbesondere an dem Ausbleiben großer Naturkatastrophen, getragen von einer erneut ruhigen Hurrikansaison. Eine außergewöhnliche Häufung von Großschäden war jedoch in der Sparte Luftfahrt zu beklagen. Dennoch blieben die Belastungen aus Großschäden mit 426 Millionen Euro deutlich unter dem von uns in die Planung eingestellten Erwartungswert von 670 Millionen Euro. Dies hat uns zum einen den Raum gegeben, das Konfidenzniveau unserer Schadenreserven weiterhin auf einem sehr hohen Niveau zu halten, und zum anderen hat es das versicherungstechnische Ergebnis positiv beeinflusst. Die kombinierte Schaden- / Kostenquote verbesserte sich daher auf 94,7 Prozent im Vergleich zu 94,9 Prozent der Vergleichsperiode. Im Zusammenspiel mit einem gestiegenen Kapitalanlageergebnis in der Schaden-Rückversicherung sowie einem verbesserten übrigen Ergebnis hat dies zu einer deutlichen Steigerung des operativen Ergebnisses der Schaden-Rückversicherung um 12 Prozent auf nunmehr 1,2 Milliarden Euro geführt.
Ich komme nun zur Entwicklung in der Personen-Rückversicherung: Hier ist es besonders erfreulich, dass wir nach dem etwas enttäuschenden Verlauf im Jahre 2013 wie erwartet wieder deutlich bessere Ergebnisse erzielen konnten. Zwar war das internationale Marktumfeld durch die anhaltende Niedrigzinsphase durchaus herausfordernd, dennoch konnten wir aufgrund der partnerschaftlichen Beziehungen zu unseren Kunden und unserer weltweiten Präsenz ausreichend Möglichkeiten für ein nachhaltiges Wachstum wahrnehmen. Dies gilt insbesondere für unser substanzielles Wachstum im Bereich der Rückversicherungslösungen bei Langlebigkeitsrisiken in Bezug auf Pensionsverpflichtungen von Rentenversicherungen. Dieses Geschäft haben wir traditionell im Wesentlichen in Großbritannien gezeichnet. Mittlerweile gibt es jedoch auch außerhalb von Großbritannien ein reges Interesse an derartigen Rückversicherungslösungen. So konnten wir im abgelaufenen Geschäftsjahr erstmals in Frankreich einen substanziellen Block von Pensionsverpflichtungen absichern. Darüber hinaus konnten wir unser Wachstum in Asien, hier insbesondere in China, in Australien und auch im US-amerikanischen Mortalitätsgeschäft weiter fortsetzen. Dies hat zu einem erfreulichen Anstieg der Bruttoprämie für die Personen-Rückversicherung um währungskursbereinigt 5 Prozent auf nunmehr 6,5 Milliarden Euro geführt.
Das operative Ergebnis (EBIT) in der Personen-Rückversicherung konnten wir um 75 Prozent auf 264 Millionen Euro steigern. Der Ergebnisanstieg gegenüber dem Vorjahr, das von Belastungen im australischen Invaliditätsgeschäft und zum Teil auch im US-amerikanischen Mortalitätsgeschäft geprägt war, zeigt, dass die eingeleiteten Maßnahmen zur Verbesserung der Profitabilität wirksam waren. Einen besonders erfreulich hohen Ergebnisbeitrag konnten wir zudem durch die Zeichnung finanzorientierter Rückversicherungsdeckungen aus den USA verbuchen.
Mit der Entwicklung unserer Kapitalanlagen sind wir insbesondere angesichts der nicht einfachen Rahmenbedingungen sehr zufrieden. So hat sich der Bestand unserer selbstverwalteten Kapitalanlagen um 4 Milliarden Euro auf nunmehr 36 Milliarden Euro deutlich erhöht. Dies resultiert aus einem nach wie vor sehr positiven operativen Kapitalfluss, einem substanziellen Anstieg der stillen Reserven – insbesondere unserer festverzinslichen Wertpapiere – und Währungskurseffekten. Trotz der weltweit gesunkenen Zinsen konnten wir das Nettokapitalanlageergebnis um knapp 4 Prozent auf nunmehr 1,1 Milliarden Euro steigern. Sehr erfreulich ist, dass sich auch das operative Kapitalanlageergebnis um rund 3 Prozent erhöht hat. Hierbei haben sich insbesondere unser verstärktes Engagement in Immobilienaber auch die Erträge aus Private-Equity-Investments positiv ausgewirkt, sodass die Zinsrückgänge kompensiert werden konnten. Die Nettoverzinsung unserer Kapitalanlagen betrug 3,3 Prozent und liegt damit trotz der erheblich gestiegenen Bestandswerte über dem erwarteten Planwert. Mit einem Nettokapitalanlageergebnis inklusive der Depotzinsen von 1,5 Milliarden Euro – dies bedeutet einen Anstieg von über 4 Prozent – sind wir sehr zufrieden.
Verehrte Aktionäre, lassen Sie mich noch einen Blick auf das laufende Geschäftsjahr werfen.
Die Rahmenbedingungen für die Rückversicherer bleiben auch im Jahr 2015 sehr herausfordernd. An der hohen Wettbewerbsintensität in der Schaden-Rückversicherung hat sich ebenso wenig etwas geändert wie an den weiterhin sehr niedrigen Zinsen, die sich dämpfend auf die Kapitalanlageerträge auswirken. Dennoch sind wir davon überzeugt, dass wir auch im laufenden Jahr ein gutes Ergebnis erzielen können, sofern die Großschäden unser Budget nicht erheblich überschreiten und es zu keinen Verwerfungen an den Kapitalmärkten kommt.
In der Schaden-Rückversicherung gehen wir davon aus, dass wir die kombinierte Schaden- / Kostenquote in Abhängigkeit von der Großschadenlast auf dem Niveau der letzten Jahre halten können. Hier sollten uns unsere gute Marktposition als breit diversifizierter Rückversicherer sowie unsere geringen Verwaltungskosten im Vergleich zum Wettbewerb zugutekommen. Dies hat die Vertragserneuerungsrunde zum 1. Januar 2015 gezeigt. Trotz des weichen Markts und des damit verbundenen Ratenabriebs konnten wir die gute Qualität unseres Portefeuilles verteidigen. Dabei hat es uns geholfen, dass wir uns schwergewichtig auf unser Erneuerungsgeschäft konzentriert haben, das überwiegend dadurch geprägt ist, dass wir als langfristiger und zuverlässiger Partner von unseren Kunden anerkannt werden. Darüber hinaus konnten wir selektiv insbesondere in Nordamerika und Asien auch Neugeschäft zeichnen, sodass wir unser Prämienvolumen leicht ausweiten konnten. Für den weiteren Verlauf des Jahres erwarten wir wie bereits zum 1. Januar ein weiterhin wettbewerbsintensives Marktumfeld. Dennoch gehen wir davon aus, dass wir bei unveränderten Wechselkursen unser Prämienvolumen stabil halten können.
In der Personen-Rückversicherung rechnen wir für das laufende Jahr mit weiter steigenden Erträgen. So sollten sich die substanziellen Ratenerhöhungen im australischen Gruppengeschäft deutlich positiv in unseren Ergebnissen niederschlagen. Auch von unserem US-amerikanischen Geschäft und dem Geschäft unserer Niederlassung in Paris erwarten wir steigende Gewinne. Darüber hinaus sehen wir ein unverändert gutes Wachstumspotenzial insbesondere in unserer neu gegründeten Niederlassung in Kanada. In Asien können wir neben China auch in Japan vielversprechende Ansätze beobachten. Wir erwarten daher für das kommende Jahr in der Personen-Rückversicherung währungskursbereinigt einen leichten Anstieg der Bruttoprämie.
Aufgrund des stark gestiegenen Kapitalanlagebestands gehen wir davon aus, dass wir die Nettokapitalerträge aus selbstverwalteten Kapitalanlagen weitgehend stabil halten können. Dies bedeutet allerdings eine Reduzierung der Nettokapitalanlagerendite auf erwartete 3 Prozent.
Für unser Gesamtgeschäft erwarten wir währungskursbereinigt für das laufende Jahr ein stabiles bzw. im niedrigen einstelligen Prozentbereich wachsendes Bruttoprämienvolumen. Für das Nettokonzernergebnis streben wir einen Wert in der Größenordnung von 875 Millionen Euro an. Wie immer machen wir diese Aussagen unter dem Vorbehalt, dass die Großschäden innerhalb des Erwartungswerts von 690 Millionen Euro bleiben und es zu keinen außergewöhnlich negativen Entwicklungen an den Kapitalmärkten kommt.
Verehrte Aktionäre, auch im Namen meiner Vorstandskollegen danke ich Ihnen ganz herzlich für Ihr Vertrauen. Auch unseren Mitarbeitern möchte ich für ihre sehr gute und verlässliche Arbeit danken. Sie können versichert sein, dass wir auch zukünftig alles tun werden, damit sich die Hannover Rück erfolgreich entwickelt. Es ist und bleibt unser Ziel, den Wert Ihrer Gesellschaft nachhaltig zu steigern.
Mit freundlichen Grüßen
Ulrich Wallin
Vorsitzender des Vorstands
Zusätzliche Informationen
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