Wirtschaftliche Entwicklung
Weltwirtschaft
Die Rahmenbedingungen für die Weltwirtschaft haben sich in der zweiten Jahreshälfte 2014 so weit verbessert, dass die Prognoseinstitute für 2015 eine allmähliche Verstärkung der wirtschaftlichen Dynamik erwarten. Das Institut für Weltwirtschaft IfW geht zum Jahreswechsel davon aus, dass die Weltwirtschaft 2015 ein im Jahresvergleich leicht ansteigendes Wachstum von 3,7 % erreichen sollte.
Die insgesamt weiterhin sehr expansive Geldpolitik und die positiven Impulse durch den derzeit niedrigen Ölpreis unterstützen die fortschreitenden Entschuldungsprozesse im privaten Sektor und begünstigen die Wirtschaftsaktivität. Dies wird voraussichtlich insbesondere in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften zu höheren Zuwachsraten führen. Hinzu kommt, dass bremsende Einflüsse seitens der Finanzpolitik insgesamt an Gewicht verlieren dürften. Die Schwellenländer sollten von der zunehmenden Nachfrage in den Industrieländern profitieren, wenngleich strukturelle Probleme eine schnelle Rückkehr zu den hohen Wachstumsraten der vergangenen Jahre verhindern.
Die konjunkturelle Störanfälligkeit der vergangenen Jahre bleibt bestehen. So könnten aufkommende Turbulenzen an den Finanzmärkten, die Verschärfung von geopolitischen Spannungen oder wechselnde Regierungen in den Krisenländern Europas die Expansion der Weltwirtschaft mitunter stark schwächen.
Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) | |||
in % | 2014 (Prognose aus dem Vorjahr) | 2014 (vorläufige Berechnung) | 2015 (prognostiziert) |
---|---|---|---|
Wirtschaftsräume | |||
Weltwirtschaft | 3,7 | 3,4 | 3,7 |
Euroraum | 0,9 | 0,8 | 1,2 |
Ausgewählte Länder | |||
USA | 2,3 | 2,2 | 3,2 |
China | 7,5 | 7,4 | 7,0 |
Indien | 5,0 | 5,9 | 6,5 |
Japan | 1,5 | 0,2 | 0,8 |
Deutschland | 1,7 | 1,5 | 1,7 |
Quelle: Institut für Weltwirtschaft, Kiel |
USA
In den USA dürfte das Wachstum der Produktion im kommenden Jahr voraussichtlich um einen Prozentpunkt auf 3,2 % steigen. Zentraler Motor ist ein sich weiter verbessernder Arbeitsmarkt; dieser wird die Konsumausgaben sukzessive anregen und die Lohndynamik beschleunigen. Angesichts sich verbessernder Absatzaussichten im In- und Ausland wird auch die Investitionstätigkeit zunehmen. Sie wird unterstützt durch die noch immer günstigen Finanzierungsbedingungen.
Europa
Die Entwicklung im Euroraum steht nach wie vor unter dem Einfluss der strukturellen Probleme in Teilen des Währungsgebiets, sodass das Wachstum nur allmählich an Fahrt gewinnt. Es liegt 2015 voraussichtlich bei 1,2 % und damit leicht über dem Vorjahr. Die Verbraucherpreise dürften nicht zuletzt aufgrund des sehr niedrigen Ölpreises um lediglich 0,3 % steigen. Dabei hält sich weiter die Sorge vor einer Deflation. Selbst bei deren Eintritt dürfte aber die Konjunktur nicht beeinträchtigt werden, da sie im Wesentlichen energiepreisinduziert ist und nicht mit geringeren Einkommen der Haushalte und Unternehmen einhergeht. Für die Arbeitslosenquote wird ein weiterer Rückgang auf 11,2 % erwartet. Großbritannien wird mit 2,9 % wieder annähernd das Wachstum des Vorjahres erreichen.
Deutschland
In Deutschland zeigt der Trend für die ökonomische Aktivität nach einer Stagnationsphase wieder nach oben: So erwarten die Experten des IfW für 2015 ein Wachstumsplus von 1,7 % bei einer mittelfristig positiven Tendenz. In den ersten Monaten des laufenden Jahres wird die Konjunktur vor allem durch den privaten Verbrauch gestützt. Später greifen dann zunehmend auch die zyklischen Auftriebskräfte, sodass die Produktion in der zweiten Jahreshälfte deutlich zunehmen sollte. Dabei dürfte das günstige Finanzierungsumfeld die Investitionstätigkeit stetig anregen. Mit der Belebung der Weltkonjunktur nehmen zudem die Exportimpulse zu.
Auf dem Arbeitsmarkt wird sich die Konjunkturbelebung erst zur Mitte des Jahres bemerkbar machen, da im ersten Halbjahr noch die Stagnationseffekte aus dem Vorjahr wirken. Insgesamt wird die Zahl der Erwerbstätigen voraussichtlich weiter steigen und die Arbeitslosenquote leicht auf 6,6 % sinken.
China, Indien, Japan
In vielen Schwellenländern hat sich der finanzpolitische Spielraum verringert, da ihre Geldpolitik mehr auf die Stabilisierung des Wechselkurses als auf die Anregung der Konjunktur gerichtet war. So wird sich die Wirtschaft in diesen Ländern insgesamt zwar wieder stärker beleben, aber auf einem niedrigeren Niveau. Für China wird 2015 ein Wachstum von 7,0 % erwartet. Dabei ist die Tendenz weiter nachlassend. Indien, dessen Wirtschaft sich im vergangenen Jahr leicht über den Erwartungen entwickelte, wird mit 6,5 % voraussichtlich wieder die Rate des Vorjahres erreichen. Die Wachstumserwartungen für Japan liegen bei 0,8 %.
Kapitalmärkte
Mit der Entscheidung der Europäischen Zentralbank, an ihrer Niedrigzinspolitik festzuhalten und Staatsanleihen anzukaufen, soll die Eurozone vor einer drohenden Deflation bewahrt werden. Die US-Notenbank Fed hingegen könnte die Trendwende in der Zinspolitik einleiten. Dies sollte sich auch in einem weiterhin starken US-Dollar widerspiegeln. Die internationalen Rentenmärkte werden auch 2015 von unterdurchschnittlichen und weiter divergierenden Zinsniveaus geprägt sein. In den für uns relevanten Währungsräumen erwarten wir eher unveränderte Renditekurven sowie moderate Zinsanstiege. Bei Staatsanleihen der im Fokus stehenden Staaten der Europäischen Währungsunion mit höheren Risikoaufschlägen könnte sich trotz des aktuellen Deflationsrisikos eine Stabilisierung fortsetzen. Allgemein wird nicht davon ausgegangen, dass die sehr geringen Volatilitäten am Kapitalmarkt unverändert anhalten werden. Dafür sollten die Effekte der Währungs- und Ölpreisentwicklung umso stärker sein, wobei insgesamt den Chancen für die Weltwirtschaft mehr Raum als den Risiken gegeben wird. Des Weiteren haben die Wahlen in einigen europäischen Ländern Potenzial, die Strategie der kleinen Schritte zur Lösung der Euro-Schuldenkrise zu erschüttern. Die notwendige Konsolidierung der Staatshaushalte in den Industrieländern wird folglich das konjunkturelle Umfeld weiter beschäftigen, jedoch möglicherweise durch den anziehenden Privatkonsum und die Investitionsnachfrage überkompensiert. Aufgrund der bestehenden Unsicherheiten wird deshalb einer breiten Diversifizierung innerhalb der Kapitalanlagen auch im laufenden Geschäftsjahr weiterhin eine große Bedeutung zukommen.
Versicherungsbranche
Es ist davon auszugehen, dass sich die internationale Versicherungswirtschaft im Jahr 2015 in einem weitgehend unveränderten Umfeld bewegen wird. Auch wenn das Niedrigzinsumfeld nach Expertenangaben weiterhin Bestand hat, sollte die Versicherungswirtschaft im laufenden Jahr weiterhin auf einem stabilen Kurs bleiben.
Die Vorbereitungen zur Einführung der europäischen Rahmenrichtlinie Solvency II schreiten voran. Dazu haben auf europäischer Ebene die EU-Kommission („Delegated Acts“) und auf deutscher Ebene die Bundesregierung zuletzt weitere Entscheidungen auf den Weg gebracht. Mit den neuen Regelungen verfügen die Unternehmen über einen Orientierungsrahmen, um Solvency II ab 2016 anzuwenden.
Auch in China sind die regulatorischen Anforderungen in den letzten Jahren enorm gewachsen. Bereits jetzt sind der chinesischen Aufsichtsbehörde China Insurance Regulatory Commission (CIRC) regelmäßig Reports in Schrift und Wort vorzulegen. Für 2015 ist die Einführung der neuen aufsichtsrechtlichen Regelungen C-ROSS (China Risk Oriented Solvency System) vorgesehen, welche eine noch ausführlichere Berichterstattung fordert und somit den Aufwand aus Unternehmenssicht weiter erhöht. Inhaltlich orientiert sich C-ROSS an der europäischen Solvency II-Richtlinie, wodurch die internationale Vergleichbarkeit erhöht wird.
In einem sehr wettbewerbsintensiven Umfeld Wachstum zu generieren dürfte sich 2015 als schwierig erweisen. Nach Einschätzungen von Branchenexperten ist insgesamt von stabilen Prämien auszugehen. Sollte zudem das laufende Jahr wieder recht großschadenarm verlaufen, wird der Markt mit einem weiteren Preisverfall, insbesondere bei Naturkatastrophendeckungen, reagieren.